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ITO Akira (ITO Akira)
Geschlecht männlich  Alter zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs 18 
Aufgenommen am 2005.11.14  Alter bei der Aufnahme 79 
Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs Hiroshima(Entfernung vom Epizentrum:2.0km) 
Hall site Nationale Friedensgedächtnishalle für die Atombombenopfer von Hiroshima 
Synchronisation/
Untertitel
Untertitel 
ITO Akira war damals 18 Jahre alt. Als Schiffsfunker war er in Hiroshima stationiert. In der Straßenbahn von Ujina-machi nach Senda-machi wurde er von einem grellen Licht und einem Explosionsgeräusch heimgesucht. Als er sich in Sicherheit brachte, konnte er nicht glauben, dass dieser Anblick aus dieser Welt stammte. Die Bilder von verbrannten Menschen, die nach Wasser flehten, brannten sich in seine Erinnerung.

Das Schiffshauptquartier war in Ujina-machi, und tagsüber arbeiteten die Leute dort. Gegen Abend kehrten alle wieder nach Hause zurück. Es war dann also niemand mehr dort. Wachleute auch nicht. Wenn es einen Luftangriff gegeben hätte, hätten wir nichts tun können. Da kam dann zur Sprache, ob wir vom Kadettenkorps nicht den Wachdienst übernehmen könnten. Am 5. August übernachtete ich in Ujina und am 6. wollte ich in der Früh mit der Straßenbahn wieder nach Hause fahren. An diesem Tag gab es keinen Warnalarm. Fährt man mit der Straßenbahn geradeaus, kommt man zum Hauptbahnhof von Hiroshima. Der Wagon bog nach links ab und ich dachte, dass ich bei der Miyuki-Brücke gleich aussteigen müsse. Die Straßenbahn fuhr auch schon ganz langsam. Das war immer so, deswegen kannte ich das schon.

Die Bahn wurde langsamer, und ich erblickte schon die Haltestelle von Senda-machi, als ich plötzlich überhaupt nichts mehr sehen konnte. Gleichzeitig kam eine Art Rauch- und Dunstwolke auf mich zugerollt. So fühlte sich das an. Und hören konnte ich auch nichts. Ich konnte einfach nichts mehr sehen. Da blieb die Straßenbahn stehen. Durch die Notbremsung fielen alle um. Ich dachte nur: „Oh Gott, ich muss schnell aussteigen.“Alle drängten zum Ausgang. Als ich endlich aussteigen konnte, war der Wagen schon ziemlich leer. Ganz vorne war der Fahrer. Da es Sommer war, trug er ein weißes Hemd mit offenem Kragen. Er war voller Blut, und auch das Hemd war blutgetränkt. Der vordere Teil des Wagons wurde wohl direkt von der Bombe getroffen. Der Fahrer fiel zu Boden und krümmte sich zusammen. Auch die Fahrgäste, die ganz vorne gestanden waren, krümmten sich auf dem Boden. Ich sprang von der Einstiegstreppe aus dem Wagon. Es war so dunkel, dass ich nichts sehen konnte. Ich sah gerade einmal meine Füße und rätselte nur darüber, was denn geschehen war. Ich war nicht verletzt, aber konnte nicht sagen, was passiert war. Ich weiß auch nicht, wie lange ich dort stand.
 
Dann kam allmählich das Licht wieder. Die Strommasten waren umgefallen, und die Leitungen hingen ineinander verwickelt herum. Bis kurz davor standen dort noch Häuserreihen, aber nun war dort nichts mehr. Alles war dem Erdboden gleichgemacht. Und es roch nach Putz. Ein modriger Gestank stieg mir in die Nase.  Alle Häuser waren komplett zerstört. Niemand war mehr da, und es herrschte Totenstille. Dann kam ein Befehl zur Versammlung. Von der Straßenbahnlinie bis zur Grundschule in Senda-machi sind es ca. 200 Meter. Die Straße, auf der ich bisher jeden Tag gegangen war, gab es aber nicht mehr. Die Häuser waren alle zerstört, und es gab keine Wege und Straßen mehr. Das einstöckige, stabile Gebäude der Grundschule war auch dem Erdboden gleich, als ich dort ankam. Das Gebäude war in einem Augenblick verschwunden. Es waren nur noch einige Holzbalken übrig. Nur den Sportplatz konnte man noch erkennen. Er war jedoch zur Hälfte mit Gebäudeteilen bedeckt.

Ich war schockiert über diese schreckliche Katastrophe. Vor der Schule floss ein Bach, und irgendetwas bewegte sich dort langsam. Bei genauerem Hinsehen waren es Menschen, die zum Damm flohen. Das war wirklich schlimm mit anzusehen. Sie hatten keine Kraft aufzustehen und lagen übereinander, und ihre Körper waren rabenschwarz. Sie hatten keine Kraft zu sprechen. Die Haare waren ganz zerzaust oder weggebrannt. Es war unbegreiflich. Augen und Mund konnte man noch irgendwie erkennen. Die Kleidung hing nur mehr in Fetzen an ihren Körpern. Es war fast alles zerrissen. Sie waren barfuß. Mehrere Dutzend Menschen krümmten sich auf dem Boden. „Wasser, Wasser bitte“, flehten sie die Soldaten mit sterbender Stimme an. Als ich das sah, konnte ich nicht anders, als ihnen Wasser zu geben. Aus der Wasserleitung kam ja klares Wasser. Ich dachte, dass diese Menschen ohnehin sterben könnten, egal ob sie Wasser bekommen oder nicht. Wenn das so ist, wollte ich ihnen Wasser geben, auch wenn meine Vorgesetzten dagegen wären. Vielleicht war das ihr letzter, innigster Wunsch.  Ich dachte, wenn sie danach trotzdem sterben, hätte ich das auch nicht verhindern können. Als ich ihnen Wasser gab, kam dann das Feuer.

Ich vermutete zwar, dass unter den eingestürzten Häusern noch Menschen waren, aber wir zogen uns zum Hügel Hijiyama zurück. Irgendwie schafften wir es zum Fuß des Hijiyama. Die Hauptkaserne war auch dem Erdboden gleichgemacht. Bei den Bäumen am Fuß des Hügels machten wir eine kurze Pause. Dort lagen auch schon viele Atombombenopfer und krümmten sich Wir konnten jedoch nichts mehr für sie tun. Es gab ja auch keine Medikamente. Das Feuer, das an diesem Abend in ganz Hiroshima wütete, glich einem riesigen Hochofen. Es kam mir vor wie in der Abenddämmerung, da man die ganze Nacht hindurch die Umgebung rot leuchten sehen konnte. Es ist vielleicht nicht angebracht das zu sagen, aber der Nachthimmel war schön. Das Feuer leuchtete die ganze Nacht. Auch im Wald am Hijiyama.

Danach gingen wir zur Schiffsausbildungsdivision, die sich neben dem Schiffshauptquartier in Ujina befand. Dort waren die Soldaten u.a. meine Kameraden vom Kadettenkorps untergebracht. Sie schwankten zwischen Leben und Tod. Unzählige Soldaten lagen dort schwer verwundet. Ich dachte, dass sie nichts mehr fühlen konnten. Vielleicht lähmte sie auch die Hitze tagsüber. Es war nicht wie bei anderen Kranken, die sagen, wo und ob sie Schmerzen haben oder nicht. Ihre Haut und ihr Fleisch waren verschmort. Die Neutronen der radioaktiven Strahlung zerstören das Gewebe. Die Verletzten atmeten, aber ihre Körper waren wie geschmolzen. Es stank entsetzlich nach verfaultem Fleisch und nach Tod. Und es waren nicht nur ein paar wenige, die sich nicht mehr rühren konnten, sondern viele. Wir wollten helfen, aber es gab keine Medikamente wie heute. Wir konnten nur eine Jodtinktur auftragen. Das war alles.

Anfangs verbanden wir die Wunden auch noch. Aber auch nach dem Verbinden traten Eiter, Blut und andere Körperflüssigkeiten aus den Wunden aus, und alles schwoll an. Und dann begann das Fleisch darunter zu faulen. Irgendetwas Kleines bewegte sich darin. Es waren Maden. Sie waren im Gesicht, in den Augen, in der Nase. Und in allen Brandwunden. Anfangs waren sie klein. Aber nach einer Woche hatten sie schon diese Größe. Das war es, was sich in den Wunden bewegte.Anfangs entfernten wir sie, aber es waren zu viele. Der Anblick dieser Maden ließ mich erschaudern. Mund, Augen und Nase schwollen so stark an, dass die Menschen nicht mehr sprechen und fast nichts mehr sehen konnten. Man konnte ihre Gesichtszüge nicht mehr erkennen. Wir wussten nicht mehr, wer die Leute waren. Manche hatten noch Namensschilder, und so konnten wir teils ihre Identität feststellen. Da ihre Lippen auf die doppelte Größe angeschwollen waren, konnten uns die Leute auch nicht mehr antworten. Überall waren Maden und Blut. Und auch noch Eiter rundherum. In diesem Zustand bekamen sie auch Fieber.   Mit Wasser aus Eimern befeuchteten die Krankenpfleger Lappen und legten sie den Verletzten auf die Stirn. Das half aber leider nicht viel. Das Einzige, was die Schwerverletzten noch irgendwie sagen konnten, war „Wasser, Wasser.“ Sie wollten Wasser.

Aber der befehlshabende Gruppenkommandant und die Vorgesetzten befahlen uns, ihnen auf keinen Fall Wasser zu geben. Wir wrangen die Lappen über den Eimern aus und legten sie den Verletzten auf die Stirn. Das Wasser in den Eimern wurde schmutzig. Diejenigen, die sich noch irgendwie bewegen konnten, krochen in der Nacht zu den Eimern und tranken das Wasser darin. Wir brachten es nicht übers Herz, es ihnen zu verbieten. Und so gaben wir vor, nichts davon zu wissen Am nächsten Tag waren sie tot. Ich dachte mir, dass man ihnen ruhig Wasser geben könnte, wenn sie doch ohnehin kaum eine Überlebenschance hatten.
 
Jeden Morgen gab es wieder Tote. Wir legten sie auf die Holzbalken der zerstörten Häuser, gaben ein Namensschild dazu und verbrannten sie. Es war für mich das erste Mal, dass ich Leichen verbrennen musste. Wir verbrannten sie, bis nur mehr Asche übrig war. Da wurden wir für eine Radioübertragung zusammengerufen. Wir wussten zwar nicht, worum es gehen würde, aber wir versammelten uns zu Mittag um das Radio. Das Rauschen war so stark, dass man eigentlich kaum etwas verstehen konnte, aber ich hörte zum ersten Mal die Stimme des Tenno. Am Tonfall erkannten wir, dass der Krieg nun vorbei war. 
 
Am 10.9. konnte ich mit einem Güterzug der jetzigen Sanyo-Linie nach Ogaki fahren. Die Reise dauerte einen Tag, und da es ein offener Wagon war, kam ich ganz schwarz an. Von dort fuhr ich mit der Kintetsu-Linie bis Kuwana und ging zu Fuß bis zum Evakuierungslager. Meine Familie, die hierher geflüchtet war, hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, dass ich zurückkommen würde. Sie wussten, dass die Lage in Hiroshima schlimm war. Sie hatten die Hoffnung schon aufgegeben, und umso größer war ihre Überraschung, als ich zurückkam.
 
Was ich weitergeben möchte
Das Wichtigste: Es sollten keine Kriege mehr geführt werden. In heutigen Kriegen werden hoch entwickelte Waffen eingesetzt. Zu meiner Zeit waren es noch Nahkampfwaffen. Noch früher, in der Edo-Zeit, wurden die Kämpfe Mann gegen Mann ausgetragen. In den Kriegen Japans gegen China und Russland wurden bereits Kanonen verwendet, später Maschinengewehre, Flugzeuge und schließlich Atomwaffen. Sie wurden zu Massenvernichtungswaffen entwickelt. Heute kann eine einzige Atombombe hunderttausende Menschenleben nehmen. Selbst Maschinengewehre sind damit nicht vergleichbar.   Heute kann niemand mehr Krieg führen, mit dem Gedanken, heil davonzukommen. Wenn ein Land eine Atombombe abwirft, wird das andere eine Bombe zurückschießen. Wenn die beiden Seiten einige Dutzend Atombomben abschießen, wird die ganze Menschheit zu Grunde gehen. Niemand wird überleben. Selbst wenn man nicht direkt beim Abwurf verletzt wird, verseucht der radioaktive Niederschlag das Wasser und den Boden. An den Lebensmitteln, die in einer verstrahlten Umgebung hergestellt werden, würden dann auch Personen sterben, die vorerst heil davongekommen waren. Darum sollte kein Land mehr an Krieg denken. Ich denke, wenn wir all unsere Ressourcen, Technik und Wissenschaft nicht für militärische Zwecke, sondern für das Wohlergehen der Menschen einsetzten, würde dieser Planet zu einem Paradies werden.
 
Übersetzung: Rosmarie Eigl, Christian Trollmann
Redaktion: Keiko Arai, Elisabeth Plienegger, Yasuko Yamamoto
Übersetzung Koordination: NET-GTAS(Übersetzernetzwerk zur Globalisierung der Zeitzeugenaussagen von Atombomben-Überlebenden)
  
 
 

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