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OCHI Haruko (OCHI Haruko)
Geschlecht weiblich  Alter zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs 22 
Aufgenommen am 2006.9.5  Alter bei der Aufnahme 83 
Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs Hiroshima(Entfernung vom Epizentrum:1.7km) 
Hall site Nationale Friedensgedächtnishalle für die Atombombenopfer von Hiroshima 
Synchronisation/
Untertitel
Untertitel 
OCHI Haruko
Am 5. August, dem Vortag des Atombombenabwurfs, ging sie zum Bahnhof, um sich ein Ticket für die Rückreise nach Kobe zu kaufen. Das gelang ihr jedoch nicht.
Sie verbrachte den 6. August im Haus ihres Bruders."
Am Vortag hatte es einen Fliegeralarm gegeben. Daher blieb sie bis zum Morgen in einem Luftschutzbunker.
Nachdem Frau OCHI aus dem Luftschutzbunker zurückgekehrt war, frühstückte sie mit der Familie ihres Bruders. Da sah sie einen Blitz, so grell, als sei die Sonne vom Himmel gefallen.
Wir waren noch nicht fertig mit dem Frühstück, als das Dröhnen eines Flugzeuges zu hören war.
Ich hatte einen Sitzplatz mit Blick auf den Garten. Weil es Sommer war, stand die Tür zur Veranda offen.
Etwas tiefer als das Haus meines Bruders lag die Höhere Töchterschule Yamanaka. Deren Schulhof wurde von einem riesigen Feuerball erfüllt, der mit einem gewaltigen Knall explodierte.
Um ihn herum blitzte weißes Licht auf, als hätte man zehntausend Kugeln Magnesium angezündet.
Es war so ein großer Feuerball, dass ich glaubte, die Sonne sei vom Himmel gefallen.
Noch während ich das dachte, wollte ich aufstehen. Da kam mir plötzlich das Fenster entgegen.
Es gab etwa drei Druckwellen. Trümmer flogen auf mich zu und begruben mich.
Als ich wieder zu mir kam,legte sich der Wind und ich dachte: Was für ein Glück, ich habe überlebt
Mit dem Gedanken, dass ich jetzt weiterleben muss, stand ich aus den Trümmern auf.
Soweit das Auge reichte, wirkte es, als habe ein Tornado die Häuser zerstört, nichts stand mehr. Man konnte durch das Nachbarhaus und das Haus gegenüber hindurchsehen.
Inmitten der dichter werdenden Staubwolke fragte ich mich, was aus der Familie meines Bruders geworden war, und als ich mich genauer umsah, standen vor mir mein blutüberströmter Bruder und seine Frau.
Ich fragte ihn: „Warum hast du dich nicht hingelegt?“ und er sagte: „Ich stand auf, um auf die Toilette zu gehen, als die Bombe fiel, und blieb stehen, weil ich dachte, dass es gleich vorbei ist.“
Später erzählte mir mein Bruder, dass die Wunde auf seiner Brust ohne Betäubung mit 14 Stichen genäht werden musste.
Meine Schwägerin wurde ebenfalls am Kopf getroffen und blutete schrecklich. Doch sie hatte überlebt.
Mein Neffe, der sich zuvor neben mir befunden hatte, war verschwunden.
Im Nachhinein erfuhr ich, dass vom Hypozentrum eine Druckwelle von 440 m/s ausgegangen war, aber in 1,7km Entfernung, an unserem Standort, waren es etwa 72 m/s.
Mein vierjähriger Neffe war ein paar Meter weggeschleudert worden und lag auf dem Rücken, sein Bauch schien aufgerissen zu sein und auf ihm lag Holz.
Ich dachte, dass ich unverletzt sei. „Nehmt eure Sachen, lauft voraus!“, sagte ich. Sie folgten meinen Worten und flohen zur Straße am Fluss.
Während ich nach meinen Habseligkeiten suchte, wurde mir schwarz vor Augen und ich dachte, wie seltsam, meine Schuhe sind voller Blut. An meiner Kniekehle entdeckte ich eine große Wunde…
… und glaubte darum, ich würde nun auch sterben. Ich stieg mit meinen Sachen zum Schulhof hinab, doch dort brach ich entkräftet zusammen.
 
【Evakuierung】
Auf dem Schulhof sammelten sich Verletzte und riefen „Wasser, bitte!“. Ich fragte mich, was passiert sei, und als ich nach links schaute, kam eine seltsame Gruppe auf mich zu.
 Es waren dutzende Erwachsene, vor ihnen liefen Kinder, doch alle waren völlig nackt. Ihre Körper waren an manchen Stellen schwarz und an manchen rot.
Die Gesichter waren rund geschwollen, die Augen zusammengekniffen, und sie kamen mit flatternden Lumpen an den Fingerspitzen immer näher.
Ich fragte mich, wo in Hiroshima Menschen mit so gleich aussehenden Gesichtern gewohnt hatten.
Später verstand ich, dass das, was ich für Lumpen hielt, Haut war, die von ihren Armen herunterhing. Es waren wahrscheinlich Leute, die während des Bombenabwurfs draußen gewesen waren.
Heute glaube ich, dass sie in Richtung des Rot-Kreuz-Krankenhauses liefen, das sich in der Nähe unseres Hauses befand.
 „Warum?“ fragte ich mich, sah ihnen nur hinterher und verstand gar nichts.
Mir war klar, wenn ich hierbliebe, würde ich nur auf den Tod warten. Ich stand auf, um wegzulaufen, selbst wenn es nur ein Schritt war. Da sah ich vor mir eine junge Frau mit ihrem Baby im Arm sitzen.
„Von wo sind Sie geflohen?“ fragte ich. Sie erzählte, dass in der Druckerei neben ihrem Haus nach dem Bombenabwurf sofort ein Brand ausgebrochen war. Ohne irgendetwas mitzunehmen, sei sie mit ihrem Kind auf dem Arm geflohen.
Sie tat mir leid. Ich öffnete mein mitgenommenes Bündel und erinnerte mich, dass sich noch Kleidung meines Neffen darin befinden müsste, gab ihr eine kurze Hose und ein Hemd: „Hier sind Wechselklamotten für Ihr Baby.“
Die Mutter freute sich sehr. Ab da fehlt mir ein Stück meiner Erinnerungen. Jedenfalls schaute ich noch einmal nach, wo ich wie verwundet war.
Das weiche Fleisch an der Innenseite meines Arms war verletzt. Die Druckwelle hatte es aus der Wunde gerissen, sodass es wie ein aufgeblähtes Mochi aussah. Es war mir zunächst nicht aufgefallen, doch als ich es betrachtete, dachte ich, ich würde nicht überleben.
Mit den Erste-Hilfe-Mitteln aus meinem mitgebrachtem Notfallbeutel versorgte ich selbst meine Wunden, als zwei Mädchen auf mich zukamen, die mich fragten: „Entschuldigung, wohin fliehst du?“
Ihre Kleidung war zerrissen, sie waren von Wunden übersät und zitterten, vermutlich, weil sie radioaktiver Strahlung ausgesetzt gewesen waren. Als ich sie fragte: „Wo wohnt ihr?“, klagten sie: „Wir sind als Hilfskrankenschwestern aus Yamaguchi gekommen. Wir haben hier kein Zuhause, in das wir zurückkehren können.“
Die jungen, fast nackten Mädchen taten mir leid, deshalb öffnete ich das Bündel, welches ich bei mir trug, in dem sich zwei Sommer-Kimonos meines Bruders befanden. Ich hatte sie damals mitgenommen, da sie sehr wertvoll waren, aber in diesem Augenblick dachte ich nicht darüber nach.
Ich stand auf und zog den beiden die Sommer-Kimonos an. Als ich mich hinter das eine Mädchen stellte, sah ich, dass sie auf ihrem Rücken eine fast 20 Zentimeter lange Wunde hatte und die Knochen sichtbar waren
Sie fragten mich, wohin ich floh, und als ich ihnen erklärte, dass mein Bruder mir gesagt hatte, dass ich mich nicht von der Stelle rühren und warten solle, weil er Soldaten schicken würde, baten sie mich: „Nimm uns dann auch mit!“
Als ich ihnen antwortete: „Ja, kommt mit!“, kam ein Mädchen in Schuluniform mit geschwollenem Gesicht und kleinen Augen: „Nehmt mich auch mit!“
Das Mädchen war gerade mit Abrissarbeiten von Gebäuden im Stadtteil Zakoba beschäftigt gewesen, als die Bombe fiel. „In Ordnung, gehen wir alle zusammen“, sagte ich zwar, aber dachte mir schon, dass das Mädchen sterben würde.
Inmitten der vielen Leute suchte mich ein Soldat mit den Worten: “Ist Frau Ochi hier?”. Ich erklärte die Situation und ging mit dem Soldaten und den drei Mädchen zur Marine-Einheit „Akatsuki“ meines Bruders in Ujina.
Ich sah viele Menschen leiden, bis wir die Miyuki-Brücke überquerten, aber ich erinnere mich nicht daran, danach jemanden gesehen zu haben. Unterwegs tranken wir Wasser an einer gebrochenen Wasserleitung.
Alle drei Mädchen erbrachen direkt danach.
Ungefähr dreimal wiederholte sich dies, aber beim letzten Mal erbrachen sie nach dem Wasser noch Magensäure.
Als wir das Monopolamt erreichten, sagte der Soldat: „Die drei sind nicht mehr zu retten. Wir sollten sie zurücklassen und weitergehen.“
Ich dachte, dass hier niemand war. Sie zurückzulassen, tat mir leid.
Selbst wenn sie sterben würden, wollte ich sie mitnehmen. Am Monopolamt klebte ein Zettel, auf dem „Rettungsstation“ stand.
„Es gibt eine Rettungsstation, also wartet hier. Bestimmt kann man euch hier helfen“, sagte ich und während sie sich den Mund zuhielten, gingen sie hinein
Wenn ich ehrlich bin, empfand ich die drei wie einen Klotz am Bein.
Denn wenn sie nicht dabei waren, konnte ich den Soldaten bitten, mich auf dem Rücken zu tragen oder mich an der Hand zu nehmen.
Wie grausam Menschen doch sein können, dachte ich.
Weil ich selbst überleben wollte, ließ ich drei Mädchen zurück, die jünger waren als ich. Das ist eine tiefe Wunde, die ich immer noch in meinem Herzen trage.
 
[Wiedersehen mit dem Bruder]
Eine Schule wurde als Rettungsstation genutzt. Der Soldat sagte zu mir: „Ihr Bruder ist hier“ und ging los, um ihn zu holen. Mein Bruder kam auf Krücken heraus.
Als ich nach meinem Neffen fragte, trugen ihn Soldaten auf einer Trage herbei und mein Bruder meinte: ""Ich hatte befürchtet, seine Gedärme könnten hervortreten, aber zum Glück ist das nicht passiert!
Damals dachte ich, mein Neffe sei zuerst behandelt worden, weil mein Bruder Offizier in der Armee war, obwohl es Menschen gab, die zwar nicht verwundet waren, aber kollabierten, da sie der Strahlung ausgesetzt waren.
Wir ließen die Soldaten die Trage meines Neffen halten. Das alles fühlte sich nicht richtig an und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Da drüben lag er, obwohl er keine Wunden hatte, und wirkte völlig apathisch.
„Ich bin verletzt, trotzdem reiße ich mich zusammen. Er hat keine Verletzungen, aber kann nicht mal aufstehen“, dachte ich insgeheim, während ich an ihm vorbeiging. Deshalb finde ich, dass Menschen grausam sind.
 
【Meine Botschaft an die Welt】
Mein Körper war träge und meine Arme und Beine fühlten sich so wund und schlapp an, dass ich sie am liebsten mit einem Beil oder so abgehackt hätte. Das war die „schleichende Atombomben-Krankheit“.
Zu dieser Zeit war der „Presscode“ noch nicht verhängt. In der Zeitung wurde von den Atombombenopfern berichtet, dass die radioaktive Strahlung zu blauen Flecken, Haarausfall, Zahnfleischbluten und schließlich zum Tod führt.
Weil ich davon verschont geblieben war, dachte ich zunächst, bei mir handele es sich nur um Erschöpfung und es liege nicht an der Atombombe.
Bald darauf begann jedoch mein Mund zu faulen und ich konnte nichts mehr essen, weshalb ich ins Krankenhaus ging.
Die Anzahl meiner weißen Blutkörperchen nahm stark ab und meine Milz war so geschwollen, dass sie von außen ertastet werden konnte. Mir wurde gesagt, dass ich zur Behandlung im Krankenhaus bleiben solle. Ich dachte, ich würde geheilt werden, wenn ich dort bliebe.
Aber ich hörte, dass meiner Familie gesagt wurde, dass ich nicht zu retten sei.
Da ich weder an den Luftangriffen, der Atombombe oder der Strahlenkrankheit gestorben bin, dachte ich, ich hätte Glück gehabt.
Aber ich glaube, mein Überleben war kein Zufall, sondern Gottes Wille, damit ich diejenigen anklage, die sich durch Krieg und die Atombombe schuldig gemacht haben.
Mir wurde das Leben geschenkt. Ich sage, wenn wir uns nicht gegen Atomwaffen wehren, ist es wie eine Beleidigung gegen Gott.
Jeder scheint es auf die leichte Schulter zu nehmen, aber ich mahne immer: Wenn Sie die Zahl der Atomwaffen vergrößern, ohne sich zu widersetzen, wird dies dazu führen, dass Sie alle an der Strahlung leiden werden.
Man spricht zwar von einem gerechten Krieg, aber er würde uns alle ganz bestimmt in Schwierigkeiten bringen. Es gibt keinen gerechten Krieg.
Es gibt keinen Krieg, der geführt werden muss, keinen, der geführt werden darf. Ich wünsche mir, dass die, die Krieg selbst nicht erlebt haben, diesen Gedanken verinnerlichen.
Wenn man selbst nicht unter Krieg leiden möchte, dann sollte man auch nicht gegen ein anderes Land Krieg führen.
Ich will, dass junge Menschen wissen, dass man das, was man selbst nicht will, auch nicht anderen antun sollte.
Es gibt Probleme, weil Menschen gemobbt werden, aber wenn man selbst nicht gemobbt werden möchte, sollte man auch nicht andere mobben.
Wenn wir diese einfachen Regeln einhalten können, glaube ich, dass auf der Welt Frieden herrschen wird.
 
Zeitzeuge: OCHI Haruko
Planung: National Peace Memorial Hall der Atombombenopfer in Hiroshima"
"Produktion: TSS Production
Übersetzung: MA Studierende des Sommersemesters 2023 der Universität Bonn
 
Leitung der Übersetzung: Dr. Heike Patzschke, Dr. Naoko Tamura-Foerster
Koordination der Übersetzung: NET-GTAS (Network of Translators for the Globalization of the Testimonies of Atomic Bomb Survivors) 
 
 

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