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TERASAWA Shigeru (TERASAWA Shigeru)
Geschlecht männlich  Alter zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs 18 
Aufgenommen am 2006.10.9  Alter bei der Aufnahme 79 
Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs Hiroshima 
Hall site Nationale Friedensgedächtnishalle für die Atombombenopfer von Hiroshima 
Synchronisation/
Untertitel
Untertitel 
TERASAWA Shigeru war damals 18 Jahre alt. Er gehörte zur Sonderangriffseinheit der Marine auf der Insel Etajima und bereitete sich dort auf sein Training vor. Nach dem Aufblitzen eines grellen Lichtes und dem folgenden Explosionsknall warf er sich sofort auf den Boden.
 
Da krachte ihm eine durch die Luft geschleuderte Holztür auf den Rücken. Seine Einheit rückte zur Hilfe aus. Am Hafen von Hiroshima bot sich ihm ein entsetzlicher Anblick: Massen von Schwerverletzten voller Brandwunden. Danach war es Tag für Tag seine Aufgabe, die Leichen der Bombenopfer zu verbrennen.
 
【Mai 1945, Wechsel nach Etajima】
Im September 1944 trat ich einer Einheit auf der Insel Shōdoshima in der Seto-Inlandsee bei. Ich wurde Unteroffizieranwärter eines Sonderstabes der Seelandungstruppen. Im Januar 1945 wurde ich nach Taibi in Hiroshima versetzt. Im Mai desselben Jahres meldete ich mich für eine Kamikaze-Sonderangriffseinheit für Wassereinsätze und wechselte nach Etajima.
 
Der Ausbildungsstützpunkt dieser Einheit lag in Kōnoura auf Etajima. Dort erlebte ich den 6. August. Es gab Übungseinheiten, bei denen ein mit einer 250 kg schweren Bombe beladenes Boot bei einer Geschwindigkeit von 23 Knoten mit einer anvisierten Boje kollidierte. Erlebt habe ich das nur ein- oder zweimal. Es gab nämlich nur wenige Übungsboote.
 
Die Dienstälteren wurden nach Okinawa oder auf die Philippinen entsandt. Etwa 100 von ihnen sind bei diesen Einsätzen gefallen. Ich hatte zum Glück bis zum Kriegsende keinen einzigen Kampfeinsatz.
 
【Der 6. August】
Die Kaserne unserer Einheit war ein Barackenbau und der Boden in ihrer Mitte bestand aus bloßer Erde. Auf beiden Seiten reihten sich Strohmatratzen für die Soldaten. Ich saß auf meiner Matratze und bereitete mich gerade auf das Training vor. Plötzlich blitzte ein grelles Licht auf. Ich fragte mich, was das sei, und wollte nach draußen stürmen. Da hörte ich einen dröhnenden, lauten Explosionsknall und warf mich sofort auf den Boden. Auf einmal wurde die Holztür vom Eingang von der Druckwelle durch die Luft geschleudert und krachte mir auf den Rücken. Ich zog mir leichte Prellungen zu.
 
Als das grelle Licht erlosch, fragte ich mich was passiert war. Voller Furcht eilte ich nach draußen und sah, wie allmählich eine pilzförmige Wolke emporstieg. Es war ein befremdlicher Anblick. Anders kann ich es nicht beschreiben. Ich erinnere mich nicht mehr genau, ob die Wolke eher rotbraun oder schwarz war. Dieser eigenartig gefärbte Rauch stieg langsam weiter auf. Eine Weile sprach ich mit den anderen darüber, was das wohl sein könnte. Direkt vor uns, am Kap der Insel Ninoshima, befand sich ein Munitionslager. Daher verbreitete sich in Windeseile das Gerücht, es sei vielleicht explodiert. Doch noch während die pilzförmige Wolke emporstieg, loderte aus Richtung Hiroshima Feuer auf. Das Gerücht konnte also nicht stimmen. Hiroshima musste angegriffen worden sein.
 
Kurz darauf erhielten wir den Befehl, in Hiroshima Hilfe zu leisten. Wir packten verschiedene Sachen wie Reis, Schaufeln, Kochgeschirr und Zelte zusammen. Große Landungsboote nannten wir damals „Daihatsu“. Mit so einem 15 Tonnen schweren Boot fuhren wir zum Hafen von Hiroshima und kamen kurz nach 11 Uhr in Ujina an. Wir schulterten unser schweres Gepäck und eilten zu Hilfe.
 
An der Anlegestelle bot sich uns ein entsetzlicher Anblick. Ujina hatte damals einen schwimmenden Anlegesteg für kleine Schiffe. Dieser trieb aufgrund von Ebbe und Flut schwankend im Wasser. Er war ölverschmiert und voller Staub. Auf diesem verdreckten Steg warteten eng aneinandergedrängt Massen von schwerverletzten Bombenopfern. Sie waren voller Brandwunden. Ihr Zustand war schrecklich. Man konnte nicht erkennen, ob die an ihnen herunterhängenden Fetzen verbrannte Kleidung oder Haut waren. Einige von ihnen saßen, andere hatten sich hingelegt und schliefen. Sie warteten darauf, nach Ninoshima gebracht zu werden. Ungefähr die Hälfte von ihnen war bereits tot. Schon als kleiner Junge mochte ich Geschichte. Ich dachte, dass dies die Hölle sein musste, von der ich im Geschichtsunterricht gehört hatte. Es war schrecklich.
 
Alle redeten über das Technikum Hiroshima. Heute ist es die Fakultät für Ingenieurwesen der Universität Hiroshima. Dort begannen wir mit der Bergung von Schwerverletzten. Wir bildeten Zweiergruppen und transportierten die Schwerverletzten auf Tragen, die wir von unserer Einheit auf Etajima mitgebracht hatten. Besonders schlimm stand es um diejenigen, die aus dem Epizentrum geflohen und unterwegs am Ende ihrer Kräfte zusammengebrochen waren.
 
Ich erinnere mich auch heute noch gut daran. Um die Schwerverletzten auf die Trage zu legen, hoben wir sie zu zweit hoch. Als ich nach ihren Fußgelenken oder Schultern griff, drangen meine Hände augenblicklich bis zu ihren Knochen durch. So schlimm waren ihre Verbrennungen. Es musste schrecklich sein, so bis auf die Knochen verbrannt zu sein.
 
Und dann waren da noch diese Rufe: „Herr Soldat! Wasser, Wasser!“ Auch heute noch, immer wenn es August wird, höre ich jenes schmerzerfüllte Flehen nach Wasser. Seit wir unsere Einheit verlassen hatten, war uns immer wieder gesagt worden, dass wir Menschen mit schweren Verbrennungen kein Wasser geben sollten, auch wenn sie danach verlangten. Wenn wir ihnen zu trinken gäben, würden sie sofort sterben. Darum gaben wir ihnen kein Wasser. Wir sahen, wie die von uns mühsam geborgenen Verletzten einer nach dem anderen starben.
 
Es war unsere Aufgabe, die Schwerverletzten auf Tragen zu legen und sie an für LKWs leicht erreichbare Orte zu bringen. Obwohl wir sie mit so viel Mühe in Sicherheit gebracht hatten, starben sie einer nach dem anderen auf dem Weg nach Ninoshima. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, hätten wir ihnen das Wasser doch besser geben sollen. Dieser Gedanke verfolgt mich seit damals.
 
【Unermüdliche Anstrengungen im Angesicht des Schreckens】
Wir bekamen den Befehl, zu den Trümmern der Berufsfachschule für Frauen (der heutigen Hiroshima Jogakuin University) zu gehen. Einer aus der Truppe war aus Hiroshima und führte uns. Wir schulterten unser schweres Gepäck und gingen los. Unterwegs sahen wir viele Überlebende, die aus dem Epizentrum nach Süden flohen, und um uns herum lagen unzählige Leichen. Die Schülerinnen der Berufsfachschule im 2. und 3. Jahr waren im Zuge der Mobilisierung der Arbeitskräfte in die Vororte gegangen.
 
Nur die im 1. Jahr waren in der Stadt geblieben, um leichte Arbeiten zu verrichten. Da es eine christliche Berufsfachschule war, sollen die weit über 100  Schülerinnen aus dem 1. Schuljahr vor Arbeitsbeginn in der Holzkirche, die zugleich Auditorium war, stets eine Morgenandacht abgehalten haben. Direkt nach einer Andacht am 6. August stürzte diese Kirche um 8:15 Uhr komplett ein. Abgesehen von denjenigen, die am Ende der Andacht nach draußen gegangen waren, wurden die restlichen über 100 Menschen unter den Trümmern begraben und kamen dabei ums Leben. Wir bargen die verschütteten Leichen und verbrannten sie auf dem Schulgelände. Dafür hoben wir auf dem Gelände eine Art Grube aus und richteten einen Ort zur Leichenverbrennung her. Wir legten die Leichen auf Holz, das nach den Bränden noch übrig war.
 
Anfangs verbrannten wir jede einzelne Leiche sorgfältig, aber es waren so viele, dass wir sie nach einer Weile nicht mehr als Leichen sahen und geradezu brutal vorgingen. Wir wussten nicht, wen genau wir verbrannten. Doch rückblickend müssen es die dort umgekommenen Schülerinnen gewesen sein, da wir uns auf dem Schulgelände befanden. Das war unsere Arbeit: Leichen verbrennen.
 
Das klingt jetzt grausam, aber da wir so grob vorgehen mussten, konnten die Leichen nicht vollständig verbrennen. Als wir am Morgen nachsahen, lagen da noch unverbrannte Reste von Extremitäten, sowie innere Organe oder Haare. Unmittelbar neben der Feuerstelle hoben wir Gruben aus. Wir nahmen die Überreste mit unseren Schaufeln auf und beerdigten sie provisorisch.
 
Damals musste jeder in Brusthöhe ein Stück Stoff mit Adresse, Namen und Blutgruppe tragen. Konnten wir den Namen eines Toten ausmachen, notierten wir diesen vor dem Verbrennen. Weit über 100 Menschen waren umgekommen.
 
Wie viele von ihnen wir tatsächlich verbrannt haben, weiß ich nicht mehr. Der nächste Einsatzort lag, wie ich später nach einem Blick auf die Karte feststellte, südwestlich vom Epizentrum. Dort befanden sich das damalige Präfektur-Krankenhaus von Hiroshima und eine Ausbildungsstätte für Polizisten. Der Name dieses Krankenhauses ist mir in Erinnerung geblieben. In dessen Nähe begannen wir mit der Verbrennung der Leichen. Mit der Arbeit bei der Berufsfachschule war das hier nicht vergleichbar. Leichen über Leichen, es war furchtbar.
 
Bis zum Tag vor unserer Rückkehr nach Etajima blieb unsere Vorgehensweise so rabiat wie vorhin beschrieben. Wir stapelten die Leichen, übergossen sie mit Öl, das wir von unserer Einheit mitgebracht hatten, und verbrannten sie. Da wir uns jetzt im Epizentrum befanden, fanden wir kein vom Feuer verschontes Holz mehr. Zu zweit hoben wir die im Umkreis geborgenen Leichen hoch und warfen sie auf Zuruf ins Feuer. Die unvollständig verbrannten Gebeine nahmen wir mit den Schaufeln auf und beerdigten sie provisorisch in Gruben, die wir in der Nähe ausgehoben hatten. Leiche um Leiche um Leiche begruben wir. Hier gab es niemanden, dessen Namen wir ausmachen konnten.
 
Unmittelbar neben dem Präfektur-Krankenhaus verlief ein Fluss, in dem auch zahlreiche Leichen trieben. Insassen des Gefängnisses von Hiroshima brachten sie in einem Boot zu uns ans Ufer. Dort holten wir sie an Land und verbrannten sie. Zunächst behandelten wir die Leichen respektvoll, da wir dachten: 'Das sind doch Menschen wie wir.'
 
Letztendlich nahmen wir sie jedoch nicht mehr als solche wahr. Von den Leichen um uns herum ging ein starker Verwesungsgeruch aus. Anfangs verwendeten wir Handtücher als Atemschutz sowie Arbeitshandschuhe für Wartungsarbeiten am Schiff, da es beinahe unerträglich war, die stark verbrannten Leichen anzufassen. So kamen wir allerdings auch nicht besser voran, weshalb wir Atemschutz und Handschuhe wegließen. Nach einer Weile störten wir uns nicht mehr daran, die nach Verwesung riechenden und stark verbrannten Körper anzufassen. Wir fuhren mit den Verbrennungen fort, nahmen zu zweit eine Leiche nach der anderen und warfen sie auf Zuruf ins Feuer. Auch jetzt noch denke ich, dass wir etwas Unmenschliches getan haben.
 
Eigentlich hatten wir von der Einheit Zelte zum Schlafen mitgebracht. Allerdings haben wir sie vom 6. bis zum 14. August kein einziges Mal aufgestellt. Da sie jeweils aus vier Bündeln bestanden, konnten wir sie aber als Kopfkissen nutzen. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein Feldlager. Dort, wo wir tätig waren, fiel zum Glück nicht jener schwarze Regen, der später zum Problem wurde.
 
【Was ich mitteilen möchte】
Zum einen waren die militaristische Erziehung und die Berichterstattung der Massenmedien komplett falsch. Das habe ich aus meiner Kindheit gelernt. Solange es so etwas gibt, wird es meiner Meinung nach keinen Frieden auf der Welt geben.
 
Zum anderen sind Atomwaffen hundert-, ja tausendmal gefährlicher als andere Waffen. Einen weiteren Einsatz auf unserer Erde dürfen wir nicht zulassen. Ich werde auch weiterhin die Schrecken von Krieg und Kernwaffen beklagen und die Wichtigkeit des Friedens bekunden. Ich bin zwar schon 79 Jahre alt, aber solange ich noch kann, möchte ich dies auch weiterhin tun.
 
Übersetzung: MA Studierende des Wintersemesters 2015/16 der Universität Bonn
NLeitung der Übersetzung: Dr. Heike Patzschke, Dr. Naoko Tamura-Foerster
NKoordination der Übersetzung: NET-GTAS (Network of Translators for the Globalization of the Testimonies of Atomic Bomb Survivors) 
 
 

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