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IMORI Kiyoko (IMORI Kiyoko)
Geschlecht weiblich  Alter zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs 11 
Aufgenommen am 2006.9.28  Alter bei der Aufnahme 72 
Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs Hiroshima(Entfernung vom Epizentrum:0.3km) 
Hall site Nationale Friedensgedächtnishalle für die Atombombenopfer von Hiroshima 
Synchronisation/
Untertitel
Untertitel 
IMORI Kiyoko war zur Zeit des Bombenabwurfs 11, Schülerin an der Honkawa Grundschule in Kajiya-cho, 300 m vom Explosionszentrum entfernt. Dort wurde sie Opfer der Atombombe. Gerade als sie die Schule betreten hatte, wurde es dunkel um sie. Sie lief hinaus auf den Sportplatz und sah dort ihre verbrannte Freundin durch ein Flammenmeer taumeln. Sie wich den herunterfallenden Feuerfunken aus und eilte zum Fluss. Nach dem Krieg litt sie mehrmals an Krankheiten und hatte es als Atombomben-Waise oft schwer. Ich wohnte in Sorazaya-cho. Eigentlich hätte ich ja in die naheliegende Hirose Grundschule gehen sollen, aber mein Vater schickte mich an die Honkawa Grundschule.
 
 
Er arbeitete in Mukainada. In seiner Freizeit unternahm er viel mit mir. Samstags nachmittags zum Beispiel setzte er mich hinten auf sein Fahrrad und fuhr mit mir herum. Damals lief sonntags immer die Nachrichtenschau im Kino, bei der zwischendurch auch Zeichentrickfilme gezeigt wurden. Ich erinnere mich heute noch gerne daran.
 
【Der 6. August】
Am Morgen holte mich meine Freundin AOHARA Kazuko ab und wir gingen gemeinsam zur Schule. Da sah ich meinen Bruder und meine Eltern zum letzten Mal. Wir betraten das Schulareal quer über den Sportplatz vom Nordeingang. Als wir das Schulgebäude betraten, explodierte die Bombe. Es wurde dunkel um mich, aber ich dachte mir nichts dabei. Als es etwas heller wurde, gingen wir hinaus auf den Sportplatz und da stand schon alles in Flammen. Unsere Kollegin TAKAGI war komplett verbrannt. Sie torkelte auf uns zu. Auf meine Frage, wer sie sei, sagte sie: „TAKAGI.“ In dem Moment liefen zwei Lehrerinnen zu uns.
 
Zusammen mit ihnen und TAKAGI stiegen wir zu fünft in den Fluss gleich hinter dem Sportplatz. Damals gab es dort eine Treppe hinunter zum Fluss. Zum Glück führte dieser damals gerade viel Wasser. Das rettete uns, aber in der Mitte des Flusses gab es viele Menschen, die um Hilfe riefen, als sie vom Strom davongetragen wurden. Das Flammenmeer um uns war dermaßen gewaltig, dass wir wohl verbrannt wären, wären wir nicht bis zum Kopf im Wasser gewesen. Aus den Fenstern der Schule flogen Funken.
 
Noch bevor es anfing, schwarz vom Himmel zu regnen, trennten Kazuko und ich uns dann von unseren Lehrerinnen. Wir stiegen aus dem Fluss und gingen zum Sportplatz. Warum weiß ich aber nicht mehr. Als wir dort herumgingen, begann der „schwarze Regen“ zu fallen. Ich kann mich nicht erinnern, ob die Lehrerinnen uns zuerst aus dem Fluss hatten steigen lassen. Die Flammen wüteten und dann kam auch noch der schwarze Regen dazu. Da konnten wir nicht weitergehen.
 
Es kam dann ein Lastwagen, auf den wir aufstiegen und zu einem Fluchtort in einem Vorort fuhren, wo wir eine Woche blieben. Ich brachte keinen Bissen hinunter und musste mich sofort übergeben, wenn ich Wasser trank. Wir beide aßen kaum. Man sagte uns, dass wir zur Essensausgabe am Flussufer gehen sollen. Das taten wir auch. Doch ich konnte einfach nichts essen. Nach der ersten Woche ging es mir aber schon etwas besser und ich konnte aufstehen. AOHARA wurde dann von ihrem Vater abgeholt. Er sagte, dass ich auch mitkommen solle. Aber da kam gerade eine Nachbarin vorbei, die sagte, dass ich besser nicht zu anderen Leuten gehen solle. Somit ging ich nicht mit.
 
Die Nachbarin fragte mich dann, ob ich die Überreste meines Hauses ansehen wolle. Sie begleitete mich zu meinem Haus, aber es war nur noch ein Luftschutzbunker übrig, sonst nichts. Meinem Vater wäre wohl nichts geschehen, hätte er an dem Tag in Mukainada gearbeitet. Doch es war Stromspartag und er war zu Hause. Nachdem ich die verbrannten Überreste unseres Hauses gesehen hatte, dachte ich, dass er wohl zu Hause gestorben war.
 
Normalerweise würde man sich in einer solchen Situation wohl mehr Gedanken machen, aber ich konnte damals einfach nicht denken. Ich war erst 11 und der Schock war so groß, dass ich nicht mehr denken konnte. Zum Glück sagten meine Lehrerinnen, dass ich in den Fluss steigen soll. Warum ich aber mit Kazuko hinausging, weiß ich nicht. Mit dem Lastwagen fuhren wir auch mit, weil uns das meine Nachbarin zwei Häuser weiter gesagt hatte. Es wusste niemand, wie es weitergehen sollte, so tat ich einfach, was mir gesagt wurde.
 
【Zur Tante in die Stadt Kure】
Meine Nachbarin, Frau FUKUI, bot mir an, mich zu Verwandten zu begleiten und so fuhren wir zu meiner Tante nach Miyahara in der Stadt Kure. Ich denke, dass ich eine Belastung für meine Tante war. Mein Cousin arbeitete schon und verdiente Geld. Er bekam von meiner Tante immer etwas Anständiges zu essen. Ich musste hingegen dünnen Reisbrei essen. Bei vielen Dingen wurde ich schlechter behandelt.
 
Ich wurde immer früh geweckt, um das Haus aufzuräumen, und durfte erst zur Schule gehen, wenn ich nach dem Essen abgewaschen hatte. Die Lehrer in der Schule behandelten mich aber gut. Pro Mittelschule wurde ein Schüler zu den alliierten Besatzungstruppen eingeladen und dabei wurde ich empfohlen. Bei der Besatzungstruppe bekam man viele Dinge wie Konservendosen. Meine Tante freute sich immer, wenn ich welche mit nach Hause nahm. Sonst war ich eigentlich eine Belastung für sie.
 
Ich fühlte mich sehr träge und wurde als Faulpelz angesehen. Ich hatte weder Fieber noch Schmerzen. Mein Körper war einfach träge. Das verstand meine Tante aber nicht. Mein Cousin meinte, dass ich zumindest die Pflichtschule abschließen solle. Das konnte ich dann auch. Ich fing aber bereits an, bei einem Friseur zu arbeiten, während ich noch in die Mittelschule ging.
 
【Körperliches Befinden】
Mein Körper war ausgelaugt. Auch wenn ich dachte, dass es mir gut ging, fühlte ich mich sehr träge. Aber die Leute verstanden das nicht. Noch als ich bei meiner Tante war, gingen mir die Haare aus, bis ich eine Glatze hatte. Meine Tante setzte mir dann eine Mütze auf. Die Haare gingen mir gleich nach Kriegsende aus, aber da ich noch ein Kind war, kümmerte mich das wenig. Außerdem hatten in der Stadt Hiroshima viele keine Haare mehr. In Kure gab es aber nicht so viele Kinder ohne Haare und ich wurde von den Jungs gehänselt. Da schimpfte meine Tante aber oft mit ihnen.
 
1967 ging ich mit Bauchschmerzen in die Uniklinik Hiroshima. Man hatte mir schon vorher gesagt, dass ich mich untersuchen lassen sollte. Es wurden dann einige Tests gemacht und auf der Bauchspeicheldrüse ein reiskorngroßer Tumor entdeckt. Er befand sich an einer Stelle, wo viele Blutgefäße zusammenlaufen. Mir wurde nicht viel darüber erzählt. Aber meinem Mann sagten die Ärzte, dass sie nicht wissen, ob ich den Eingriff überstehe. Er bat jedoch um Operation. Ein paar Tage nach der OP hatte ich keinen Puls mehr und verlor für einen Moment das Bewusstsein. Als man mich rief, kam ich jedoch wieder zu Bewusstsein.
 
19 Jahre später, im Februar 1987, hatte ich eine Schilddrüsenoperation. Später wurde bei mir dann die Hashimoto-Krankheit diagnostiziert. 1998 wurde im Zuge von Untersuchungen Darmkrebs festgestellt und 30 cm meines Dickdarms wurden entfernt. 2001 bekam ich ein Meningiom und wurde an zwei Stellen operiert.
 
Und im Juli 2004 hatte ich ein Geschwür auf dem Rücken und wurde operiert. Doch trotz Entfernung habe ich immer noch Rückenschmerzen. Ich nehme immer noch täglich Morphium. Ich denke, dass das alles auf die Atombombe zurückzuführen ist. Es ist zwar mühsam, doch solange ich noch lebe, kann man eben nichts machen.
 
【Spurensuche】
Prof. YUZAKI von der Universität Hiroshima hat Nachforschungen über die Atombombenopfer angestellt. Er ist mittlerweile schon verstorben, doch er hat einiges für mich nachgeforscht. Er schlug vor, dass wir nach Hiroshima fahren. Dort traf ich dann die ältere Frau, die früher zwei Häuser weiter wohnte.
 
Sie sagte mir, dass mein jüngerer Bruder damals vor den Augen unserer Mutter verbrannte. Sie hörte es von meiner Mutter. Meine Eltern brachten sich bei einem Tempel in Sicherheit. Als sie gefragt wurden, ob sie etwas essen wollten, sagten sie „Tomaten“. Doch als die Nachbarin am nächsten Tag welche bringen wollte, waren meine Eltern nicht mehr da, weil sie gestorben waren. Das war alles, was ich erfuhr. Ich war etwa 42, als ich mit dem Professor nach Hiroshima fuhr. Das Haus, wo ich damals zunächst unterkam, konnten wir aber nicht finden.
 
Er fragte mich, ob ich sonst noch etwas wissen wolle, und ich bat ihn, nach AOHARA Kazuko zu suchen. Nach einer Woche kontaktierte er mich und teilte mir mit, dass Kazuko eine Woche nach unserer Verabschiedung gestorben war.
 
Bei Gedenkfeiern für die Kriegsopfer, denke ich immer, wie schön es doch gewesen wäre, hätten meine Eltern überlebt. Aber daran kann man nichts ändern. Eine Weile hasste ich Amerika. Hätten sie die Atombombe nicht abgeworfen, wäre das alles nicht passiert. Aber was geschehen ist, kann man nicht ändern.
 
【Vorurteile】
Ich habe lange nicht darüber gesprochen, dass ich ein Opfer der Atombombe bin. Von einigen wird man dann komisch angesehen, als hätte man eine ansteckende Krankheit. Im Krankenhaus, wo meine Schwiegermutter einmal lag, war noch eine andere Frau, die Opfer der Atombombe wurde. Ich fragte sie, warum sie keinen Opferausweis habe und ob sie es ihrem Mann schon gesagt hätte. Sie sagte, dass sie es ihm nicht gesagt hätte. Es gab viele solche Menschen. Weil man komisch angeschaut wurde, habe auch ich lange darüber geschwiegen.
 
Leute, die von meiner Geschichte wussten, fragten meinen Mann, wie er denn eine Frau mit ansteckender Krankheit heiraten konnte. Ich sagte, dass er es niemandem mehr sagen solle. Wir sind mittlerweile 42 Jahre verheiratet und ich habe meinen Mann nicht angesteckt, also habe ich keine ansteckende Krankheit.
 
Heute verstehen es immer mehr Menschen, aber bis zum Beginn der 90er waren es nur wenige. Mit Beginn der 90er sprach ich bei vielen Gelegenheiten offen darüber und die meisten Leute verstanden es. Auch durch den Vorfall in Tschernobyl hat sich seither viel verändert.
 
【Meine Botschaft】
Erwachsene können ihren Lebensweg selbst bestimmen, Kinder nicht. In der Honkawa Grundschule sagte ich den Schülern, dass sie meine Botschaft und Erlebnisse weitertragen sollen. Und nicht vergessen sollen, dass nie wieder ein Krieg geführt werden darf. Wie kam es damals nur dazu? Es gibt nichts Schlimmeres.
 
AOHARA Kazuko starb eine Woche nach Kriegsende. Wir beiden wurden Opfer der Atombombe und flohen damals zum gleichen Ort, aber ich lebe bis heute. Warum habe nur ich bis heute überlebt? Gott will damit wohl sagen, dass wir über unsere schlimmen Erfahrungen sprechen sollen, damit die Atomwaffen verschwinden.
 
Übersetzung: Christian Trollmann
Korrektur: Yasuko Yamamoto
Koordinierung: NET-GTAS (Network of Translators for the Globalization of the Testimonies of Atomic Bomb Survivors)
  
 
 

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