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HANAGAKI Rumi (HANAGAKI Rumi)
Geschlecht weiblich  Alter zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs
Aufgenommen am 2015.9.30  Alter bei der Aufnahme 75 
Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs Hiroshima(Entfernung vom Epizentrum:1.7km) 
Hall site Nationale Friedensgedächtnishalle für die Atombombenopfer von Hiroshima 
Synchronisation/
Untertitel
Untertitel 

HANAGAKI Rumi, damals 5 Jahre alt Ungefähr 1,7 Kilometer vom Epizentrum entfernt in Misasa-hon-machi 2 chome wurde sie Opfer des Atombombenangriffs. Als sie mit einer von der Mutter selbst gemachten Puppe, Taechan, spielte, gab es einen Explosionsknall , der Boden bebte,  und als sie durch die Luft geschleudert wurde, verletzte ein Schrankkeil sie schwer am Kopf. Während der Evakuierung sah sie Hunde und Katzen, die, ihre Pfoten von sich gestreckt, verendet waren. Sie sah, dass eine Taechan sehr ähnlich aussehende Puppe verglühte; weil das Grauen so stark war, fehlten ihr für lange Zeit sämtliche Erinnerungen.

【Vor dem Bombenabwurf 】
Als Bankangestellter war mein Vater kurz zuvor zu einer Taiwanesischen Zweigstelle abgeordnet worden, aber meine Mutter war schwanger, so dass mein Vater allein dorthin ging. Weil es in Tokyo und Kanto sehr schlimm war, und es mit den viele Brandbomben so gefährlich war, sollten wir zum Elternhaus meiner Mutter, und deshalb musste ich mit meiner Mutter nach Hiroshima flüchten. Hiroshima war also unser Zufluchtsort.

Mein Opa hatte das Haus für meine ledige Tante fertiggestellt. Das Haus war ein schickes Haus aus Ziegelsteinen im Stadtteil Misaki-hon-machi 2-chome. Es vergingen drei Tage, bis wir in Hiroshima ankamen. Großmutter kam auch zu dem Haus, da es schwierig gewesen wäre, immer wieder ins Krankenhaus zu fahren. Auch wir begaben uns dorthin. Dort waren wir zu viert. Im Herbst diesen Jahres wurde mein kleiner Bruder Yutaka ohne Komplikationen geboren, das war der Stand der Dinge.

【6. August】
Am 6. August ertönte der Fliegeralarm, Mutter hatte meinen Bruder huckepack genommen, bald betrat auch ich den Luftschutzraum. Als wir im Luftschutzraum waren, wurde der Alarm aufgehoben, und so kehrten wir nach Hause zurück. Der Bunker war wohl ein städtischer, deshalb war er vergleichsweise groß. Als wir den Luftschutzbunker verließen, fiel wohl jemand hin und tat vor Schreck einen lauten Schrei. Ich kann mich an diese Szene sehr gut erinnern.

Zuhause angekommen, wusch meine Mutter neben dem Bad die Wäsche, und hatte dabei meinen kleinen Bruder auf dem Rücken. Damals hat man noch in einem Waschtrog gewaschen. Meine Tante war gerade in der Küche; sie räumte wohl auf oder bereitete das Essen. Während meine Oma im 1. Stock in ihrem Bett lag, spielte ich solange im Raum nebenan mit meiner Puppe Taechan. Die Puppen wurden damals von den Großmüttern oder Müttern für ihre Kinder gemacht. Die Puppen wurden mit Spreu ausgestopft. In der Tohoku-Gegend haben die Leute Buchweizen-Spreu in ihre Puppen gemacht, aber ich hatte Reisspreu in meiner Puppe. Die Puppe war verhältnismäßig groß, so dass ihre Beine auf dem Boden schleiften, wenn ich sie huckepack trug.

Als ich mit Taechan spielte, gab es ein sehr lautes Geräusch. Es war nicht so sehr die Lautstärke, sondern dass das Geräusch war, als ob der Boden sich höbe, was mir als Eindruck geblieben ist. "Gerumpel" ist ein zu schwaches Wort dafür. Gleichzeitig mit der Erschütterung fühlte es sich an, als ob der Boden sich abhob. Gleichzeitig mit dieser Erhebung wurden alle Nachbarhäuser vollständig zerstört. Natürlich wurde auch unser Haus zerstört. Manche Häuser waren auch nur teilweise zerstört.

Früher gab es viel Spielzeug aus Zelluloid, dem Vorläufer des heutigen Plastik. Davon gab es viel und ich habe gehört es gab auch noch viel Brennbares in den Häusern. Ich habe gehört, dass diese brennbaren Dinge schnell Feuer fingen und sofort ein mächtiger Brand ausbrach.

Hinten im Zimmer standen stattliche Schränke aus Fuchu. Da das Haus im westlichen Stil errichtet wurde, hatte es Flügelfenster. Es gab eine Jalousie, weil Sommer war. Sowohl die Jalousie als auch das Fenster gingen kaputt. Ich wurde in die Nähe des Fensters geschleudert und dann kam ein Schrank von hinten geflogen, dessen Bambuskeil von ungefähr 5 cm sich in meinen Kopf bohrte. Im Fensterrahmen feststeckend, sah ich hinaus, und sah, wie meine Mutter mit einem jüngeren Bruder auf dem Rücken unter dem Kiefernbaum hingefallen war. Langsam kam meine Mutter wieder auf die Beine. Meine Oma hatte keine Verletzungen, da das Fenster, das hereingekracht war, am Fenstersturz hängenblieb. Unverletzt war nur meine Oma, denke ich. Ich hatte die schwerste Verletzung durch den Keil in meinem Kopf. Meine Tante hatte sich wohl beim Einstürzen der Küche, die bereits brannte, den Fuß verletzt. Wir waren im 1. Stock, also mussten wir erst mal die Oma runter bringen. Meine Tante hatte einen Karren geholt und brachte damit meine Oma in Sicherheit.

【Ein kleines Mädchen erlebt das Grauen 】
In der Umgebung waren Berge von Schutt, und wegen des Feuers konnten wir nur schlecht vorankommen. Mit den Nachbarn flüchteten wir zum Bambuswäldchen,und als wir dort angekommen waren, lagen dort so etwas wie Strohmatten ausgebreitet,und dort waren unglaublich viele Menschen, die verletzt waren. Wir suchten erstmal bei einem alten Mann Schutz. Ich war früher schon mal zu diesem Bambuswäldchen zum Spielen gegangen. Ich hatte gedacht dass dort ein kleines Haus war, aber eigentlich war es ein Hühnerstall. Der Stall war kaputt, und die Hühner liefen aufgeregt herum und gackerten, einige waren verendet und andere lebten, aber hatten keine Flügel oder Beine mehr. Die Hühner, die noch lebten, pickten unermüdlich nach dem Körper des alten Mannes, der da lag. Ich wollte sie verscheuchen, aber ich hatte Angst vor ihnen. Daraufhin nahm meine Mutter einen kurzen Stock, der heruntergefallen war, und verscheuchte sie. Nur diese Szene, dass meine Mutter einen kurzen Stock hatte und die Hühner vertrieb, habe ich noch gut in Erinnerung. Ich bilde mir ein, ich hätte später so ewas gesagt wie „Mama, warum hast du den Mann mit dem Stock verprügelt“.

Und es gibt da noch eine Szene, an die ich mich gut erinnern kann. Das Bambuswäldchen fing Feuer. Und als das Bambusgebüsch brannte, kamen aus dem 1. Stock ein Funkenregen, wie er beim Schweißen entsteht, heruntergeflogen. Wegen des Luftdrucks und der Hitze flogen die Bambusblätter durch die Gegend. Der Bambus dehnte sich aus und explodierte mit einem gewaltigen Knall. Einige Stämme waren hohl und explodierten deshalb nur einmal, aber bei manchen explodierte jeder Abschnitt einzeln, das war furchtbar beängstigend In dem großen Bambuswald hallten die Geräusche wider, ich hatte daher große Angst.

Wir alle flüchteten an einen anderen Ort, da der Wald brannte und es daher gefährlich gewesen wäre, dort zu bleiben. Da ich auf der Flucht barfuß war, fand meine Mutter für mich im Schutt eine Holzsandale für Erwachsene und eine für ein Kind. Ich zog sie an, aber ich glaube, von einer waren die Riemen schon gerissen. Vielleicht reparierte meine Mutter sie für mich, aber ich kann mich nicht erinnern, ob ich sie trug, oder nicht. Ich glaube, dass ich sie eher nicht trug. Ich denke, dass es schwierig war, in den Trümmern mit den Sandalen zu laufen.
 
Ich nehme an, dass viele von den Menschen, die geflohen waren, gestorben sind. Damals verstand ich noch nicht so richtig, was es bedeutet, wenn Menschen sterben. Als meine Erinnerung zurückkam, glaubte ich, dass sie wohl tot waren, weil meine Mutter und die anderen Erwachsenen die Hände zum Beten aneinander legten. Meine Puppe Taechan war zuhause geblieben.

Aber unterwegs sah ich eine brennende Puppe, die wie Taechan aussah. "Ach, wie geht's nur Tachan", dachte ich, als ich die Puppe langsam verbrennen sah.  Es gab weder starke Flammen, noch stieg Qualm auf, die Spreu verkohlte einfach langsam. Ich glaube, das war der Anlass, die ganze Erinnerung zu verdrängen. "Diese Puppe, die wie Taechan aussieht, sieht furchtbar gruselig aus, wie sie verbrannte", dachte ich. Ich glaube, bis dahin hatte ich schon einen schweren Schock erlitten.

Und der Vogelkäfig verzog sich so stark, dass das verbrannte Vogelpärchen verkohlt auf den Boden gefallen war. Auch die Kiefern brannten, sodass die Zikaden so, wie sie darauf saßen, an der Hitze verendeten. Mit ausgestreckten Gliedern waren Hunde und Katzen verkohlt, und mir grauste davor. Weil ich noch klein war, konnte ich mir nicht vorstellen, dass Menschen oder Tiere sterben. Ohne eine Ahnung davon war ich auf der Flucht, und da sah ich zufällig, wie gegenüber ein Rohr platzte und das Wasser wie eine Fontäne hervorschoss. Dort versammelten sich alle.  Es lagen kohlschwarze Menschen, die sich zum Trinkwasser geschleppt hatten, tot Seite an Seite. Dort griff sich jeder Töpfe, Wasserkessel oder Essgeschirr, das dort herumlag, und schöpfte Wasser, wusch sich das Gesicht und ging dann wieder.
 
An diese Szene erinnere ich mich immer sehr schmerzlich. Wir wissen, dass jeder Wasser trinken will. Ich glaube die Menschen, die in der Nähe des Wasserrohrs verstorben sind, konnten vielleicht vor ihrem Tod einen Tropfen Wasser trinken. Ich denke, dass sie besser dran waren, als die Menschen, die Wasser trinken wollten, aber nicht konnten. In der Tat – wenn ich an die Verstorbenen denke, die kein Wasser mehr trinken konnten, wird mir das Herz sehr schwer. Wenn ein Mensch stirbt, bekommt er traditionell noch einmal Wasser; für Zigtausende von Menschen war dies nicht mehr möglich. Das tut mir im Herzen weh.

Als nächstes sind wir zum Berg hin geflohen, wir sind bis in die Nähe von Mitaki gegangen, aber dort war es bereits brechend voll, und dann brach meine Oma in Tränen aus, als sie mein Gesicht sah. Meine Mutter trug meinen kleinen Bruder auf den Rücken, und als ich sagte „Mama, Yutaka-chan sieht traurig aus“ sagte meine Mutter „Oh, das tut mir leid!" Seitdem wir in den Luftschutzbunker gegangen waren, hatte meine Mutter die ganze Zeit meinen Bruder Huckepack getragen. Als meine Mutter meinen Bruder abgelegt hatte, war sein Körper schon von Schweiß und Schmutz bedeckt. Meine Mutter sagte : "Oh, es tut mir so leid" und legte ihn ab. Er war ganz wund. Seit wir in den Luftschutzbunker gegangen waren, hatte mein Bruder die gleiche Windel getragen. Daher war sie ganz schmutzig geworden, da er geschwitzt und in die Windel gemacht hatte. Die damaligen Babytragetücher waren nicht so leicht, wie sie es heute sind,  und darin war mein Bruder auf dem Rücken unserer Mutter eingepackt gewesen, deshalb war es wirklich schlimm.

Bei der Ankunft verteilten die Rettungskräfte Onigiri und Tee. Wir nahmen es, aber niemand konnte etwas essen. Meine Mutter riss ein Tuch oder eine Kochschürze auseinander und die feuchtete die Stoffstücke dann mit diesem Tee an. Diese benutzte sie um den Po meines Bruders zu säubern. Als meine Mutter die Windel abmachte, riss sie ein Stück Haut mit heraus. Ich denke immer noch, dass mein Bruder wohlbehalten aufwuchs, aber, in dem Moment sah er wirklich sehr elend aus. Er rollte sich ein wie eine Rollassel und ächzte leise vor sich hin. „Es tut ein bisschen weh, aber hab Geduld, es tut mir leid, verzeih mir“, sagte sie, während sie ihm den Po abwischte. Sie zerriss ihre Schürze, knüllte sie zusammeln und wickelte ihn damit. Meine Mutter versuchte, ihn zu stillen aber es kam nichts. Mein kleiner Bruder zog und zog, und saugte mit verdrehten Augen, so dass meine Mutter „Au, au“ rief, vermutlich weil nichts herauskam. Weil es nicht anders ging, kaute sie die Onigiri, die wir bekommen hatten, gut durch und fütterte meinen kleinen Bruder mit dem Mund.

Ich weiß nicht, ob ich eingeschlafen oder ohnmächtig geworden bin, aber ich wurde von einem starken Gestank geweckt. Es stank wirklich fürchterlich, und da sah ich wie in ungefähr 10 Metern Entfernung Menschen mit fehlenden Körperteilen, dunkelbraun verbrannte Menschen, wie ein Gummiboot aufgeblasene Menschen, einzelne Arme, einzelne Beine, große und kleine aufgestapelt und verbrannt wurden. Ohne zu verstehen, was da passierte, sah ich mit leerem Blick hin und dachte nur: "Wie das stinkt." Meine Mutter umarmte mich fest und sagte: "Nicht hingucken!", aber ich verlor das Bewusstsein. Nach ich weiß nicht wie langer Zeit kam ich wieder zu Bewusstsein aber konnte mich an nichts erinnern. 58 Jahre lang konnte ich mich nicht mehr daran erinnern.

【Die Behandlung der Verletzungen der Großmutter】 
Nachdem ich das Bewusstsein wieder erlangt hatte, müssen wir wohl in das Elternhaus meiner Mutter nach Niho-machi Tanna gegangen sein. Die Erinnerung an die Zwischenzeit ist nicht wieder gekommen. Wir mieteten ungefähr 2 Monate später das Nebengebäude eines Tempels von Verwandten aus Nara und wurden von dort zur Behandlung geschickt. Bis dahin waren am Po meiner Oma Maden herausgekommen. Da sie nichts aß und sehr schwach war, war sie wohl wundgelegen, und dort kamen die Maden heraus. Auch wenn die Mutter und die Tante mit aller Kraft versuchten, sie mit der Pinzette herauszuziehen, schien es so, als ob sie sich festgebissen hätten. Als es immer mehr wurden, machten sie Geräusche, so ähnlich wie tss tss. Sie hatten ungefähr die Größe wie in 1 cm große Stücke geschnittene Udon-Nudeln und darauf waren schwarze Punkte, die wie Augen aussahen. Sie sahen aus wie Larven von Hirschkäfern, nur kleiner. Es wurden immer mehr, die sie verzweifelt herauszogen. Meine Oma schrie vor Schmerzen: „Es tut so weh, au, hört auf!“ "Aber wenn wir sie nicht herausziehen, entstehen wieder Eier, und die werden wieder groß, also müssen wir sie entfernen", sagte die Mutter, und ich glaube, sie wischten sie mit etwas wie abgekochtem Mull aus und benutzten zur Desinfektion verdünnten Whisky.

Wir baten einen verwandten Arzt um Medikamente. In der Stadt war es furchtbar, es gab überhaupt keine Medikamente mehr. Da das Haus dieses Onkels auch zerstört war, gab es dort nicht viele Medikamente, so dass wir am Ende kaum welche bekommen konnten. Der Po meiner Oma heilte im Laufe der Zeit wieder ab. Er hatte zwar Dellen, aber es hatte sich ein neues Häutchen gebildet.

【Gesundheitszustand nach dem Bombenabwurf】
Ich wurde nach Nara zur medizinischen Versorgung geschickt. Ich ging mit einer Krankenschwester und einer Kinderfrau, die sich um mich kümmerte, zur medizinischen Versorgung nach Nara. Mutter war mit meinem kleinen Bruder nach Yokohama zurückgekehrt. Einmal im Monat kam sie mit meinem Bruder auf dem Rücken und brachte mir Geschenke.
 
Sie musste die Dienstwohnung in Yokohama verlassen und begann gerade damit, nach einem Haus zu suchen. Ein Onkel, der in Kyoto arbeitete, sagte „Kommt doch her“ und suchte eine Wohnung für uns. Als ich nach Kyoto kam, war ich im zweiten Trimester im zweiten Jahr der Mittelschule. Als allererstes suchte meine Mutter einen Arzt, dessen Praxis sich auf dem Schulweg befand. Sie sagte mir, ich solle mich bitte jeden Morgen vor der Schule beim Arzt untersuchen lassen. Mein Gesundheitszustand war wirklich instabil, auch wegen der Anämie hatte ich oft Schwächeanfälle. Obendrein war mein Schulweg ziemlich lang. Meine Mutter sagte mir, dass ich nur zur Schule gehen dürfe, wenn der Arzt es erlaubt habe. Unter den Nachbarskindern gab es ein Mädchen, das mich immer zum Arzt begleitete. Manchmal hieß es, ich dürfe nicht zur gehen. Dann sagte ich nur „Jaja“ und ging zur Schule. Wenn ich doch zur Schule ging, ging es mir einigermaßen gut, aber auf dem Rückweg kam es vor, dass ich wegen der Anämie kollabierte. Innerhalb eines Jahres und 1 Semesters bin ich ungefähr 10 Mal kollabiert.

Als ich Kinder bekam, waren zwar alle drei Frühgeburten, dennoch kamen sie wohlbehalten zur Welt. Allerdings wäre ich bei der Geburt des ersten Kindes wegen starker Blutungen fast gestorben. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich keine Bluttransfusion bekommen, sondern blutbildende Mittel. 

【Die Erinnerung kehrt zurück】
58 Jahre später, als ich 63 Jahre alt war, konnte ich mich plötzlich wieder erinnern. Die Kooperative hat uns jedes Jahr eingeladen, an der Gedenkfeier teilzunehmen. In dem Jahr bin ich zum ersten Mal mit meinem Enkelkind nach Hiroshima gefahren. Nun musste ich der Kooperative einen Bericht schicken, deshalb erinnerte ich mich an die Schwimmkerzen, die man zum Gedenken an die Toten aussetzt. Als ich mich fragte, ob damals die Schwimmkerzen richtig ins Wasser gesetzt wurden, und ob sie fortgeschwommen waren, fiel mir ein, dass als ich das tat, alles voller Schmutz war, und die Felsen abzurutschen drohten. „Was? Wessen Schwimmkerze?“ Plötzlich erinnerte ich mich an ein Bild von Schwimmkerzen von früher. „Dieser Damm war matschig. Warum war er matschig?“ Damit begann ich mich plötzlich zu erinnern. Ah, das war doch die Schwimmkerze von Toyohiko, der an diesem Flussbett gestorben war, erinnerte ich mich. Toyohiko war ein jüngerer Cousin, der in die 1. Klasse ging. Am Tag des Bombenabwurfes war er nicht von der Schule zurückgekommen, aber nachdem man ihn drei Tage gesucht hatte, wurde er am Flussbett gefunden. Ich erinnerte mich an dieses Kind und dachte, „Ach, es war die Schwimmkerze von Toyohiko“.  Als ich mich fragte, „Warum war es dort so schlammig?“, kam auf einmal Vielerlei wieder in mir hoch. Plötzlich hatte ich wieder vor Augen, dass viele Menschen von der Brücke hingen. „Oma weinte“ oder „Warum weinte Oma?“ oder „Yutakachan sah elend aus“ oder... Ich erinnerte mich nach und nach an immer mehr solche Dinge. Während ich mich daran erinnerte, kamen mir die Tränen und ich war verängstigt, sodass ich keinen Bericht mehr schreiben konnte.
 
【Zukünftige Zeitzeugen soll es nie wieder geben.】
Es ist so schmerzhaft, dass ich manchmal denke, ich will einfach nicht mehr davon berichten. Wenn es geht, möchte ich das nicht mehr machen. Ich fühle mich verpflichtet, das zu erzählen, damit es Erzähler wie mich nicht mehr geben muss. Krieg darf es nicht mehr geben, Atomwaffen darf es nicht mehr geben - dafür erzähle ich. Ich tue das, weil ich mir wünsche, dass die Atomwaffen auf der ganzen Welt verschwinden, auch wenn es mir schwerfällt. Ich will absolut nicht, dass es Erzähler wie mich in der Zukunft noch einmal gibt.

【Meine Botschaft】
Ich möchte dass wir alle dort beginnen, aktiv zu werden, wo wir können. Meine Mutter pflegte zu sagen: „Wenn irgendetwas etwas passiert, dann streckt die Hände weit aus, haltet zusammen und helft euch." Ich habe immer nach diesem Motto gelebt. Nachdem die Atombombe abgeworfen worden war, war das wohl,dass meine Mutter sagte, dass man die Hände weit ausstrecken solle und sich mit denen zusammentun, deren Hände man berührt, und einander helfen - sei es, dass man zusammen flieht, sei es, dass man gemeinsam irgendetwas tut, das hat sie immer gesagt, und so verstehe ich ihre Worte.

Wir benutzen das Wort „Frieden“, aber von „Frieden“ zu sprechen, ist zu vage. Frieden kann ja etwas ganz Konkretes sein, zum Beispiel der Frieden in der Familie. Alles, was lebt - nicht nur die Menschen sind wichtig - nicht nur das Leben der Menschen, sondern das Leben aller Lebewesen muss man bewahren - und deshalb ist Krieg schlecht. Ich möchte, dass junge Menschen jetzt verstehen, was für ein Glück das für sie ist, dass sie nicht im Krieg leben müssen. Gerade, weil sie keinen Krieg kennen, wünsche ich mir, dass sie unseren Worten glauben und uns zuhören. Ich habe den Wunsch, dass wir weiter ohne Kriege leben können. Deshalb erzähle ich hier unsere Geschichte.

Übersetzung: Studierende des Sprachenzentrums der Universität Erfurt
Übersetzungs-Kontrolle: NISHINA Yoko, Annette HANSEN
Übersetzungs-Koordination: NET-GTAS (Network of Translators for the Globalization of the Testimonies of Atomic Bomb Survivors )

 
 
 

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