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AOKI Shigeru (AOKI Shigeru)
Geschlecht männlich  Alter zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs 20 
Aufgenommen am 2012.10.13  Alter bei der Aufnahme 87 
Aufenthaltsort zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs Nagasaki(Entfernung vom Epizentrum:2.2km) 
Hall site Nationale Friedensgedächtnishalle für die Atombombenopfer von Hiroshima 
Synchronisation/
Untertitel
Untertitel 
Herr AOKI Shigeru war 20 Jahre alt, als er in Higashi-kita-go, ca. 2,2 km vom Epizentrum entfernt den Atombombenabwurf erlebte, während er mit Arbeiten im Sumiyoshi-Montagetunnel der Mitsubishi Schwerindustrie beschäftigt war. Spät in der Nacht lud er viele Verletzte auf einen Krankentransportzug, um sie zur Rettungsstation in Isahaya zu bringen. Im Kriegsfall würde ein Einsatz von Nuklearwaffen die Menschheit auslöschen. Um von der fürchterlichen Wirkung dieser Waffen zu berichten, erzählt er an Grundschulen und Mittelschulen von seinen Erfahrungen.
 
【Das Leben vor der Atombombe】
Geboren und aufgewachsen bin ich in Ohmachi-cho, Kishima-gun in der Präfektur Saga, wo sich das Kohlenbergwerk Kishima befand. Nachdem ich die Klasse 8 der Obervolksschule abgeschlossen hatte, bewarb ich mich auf Anraten meines Vaters nicht beim Kohlenbergwerk, sondern begann eine Arbeit in der Stadt, bei der Mori-machi Waffenfabrik der Mitsubishi Schwerindustrie. Die Mori-machi Waffenfabrik befand sich hier. Es war noch vor dem Atombombenabwurf, dass ab 1945 mit der Rationierung von Kleidung etc. begonnen worden war. Doch in der Familie, bei der ich zur Untermiete wohnte, waren die Lebensmittel knapp, daher gab ich ihnen alle meine Rationen und bat sie, davon weiteres Essen zu kaufen.
 
【9. August 1945】
Ich wusste aus der Zeitung, dass Hiroshima am 6. August von einer neuartigen Bombe getroffen worden war, aber ich hätte nie gedacht, dass sie auf uns abgeworfen werden könnte. Am 9. August war ich im Sumiyoshi-Tunnel bei der Arbeit. Der Tunnel war etwa 6 Meter breit und 2 oder 3 Meter hoch. Da hier und da Regenwasser hineintropfte, waren die undichten Stellen mit Zinkblech abgedeckt. Der Tunnel hatte eine Länge von 300 Metern und verlief rechtwinklig zum Epizentrum, sodass uns von beiden Seiten eine enorme Druckwelle erreichte. Nicht wie ein Wind, der durch den Tunnel kam, sondern wie eine Druckwelle von beiden Seiten. Die Zinkbleche kamen mit lautem Getöse von der Decke gefallen. Natürlich war es im Tunnel stockdunkel geworden. Auf allen Vieren kroch ich zum Ausgang. Als ich herauskam, standen dort etwa 10 Bauernhäuser lichterloh in Flammen.
 
Da ich nicht wusste, dass es sich um die Explosionswelle einer Atombombe handelte, vermutete ich, dass sie alle einzeln von Brandbomben getroffen worden waren. Doch so etwas konnte im Grunde nicht möglich sein, dachte ich, während ich fassungslos dastand. In dem Augenblick kamen aus dem Mädchenwohnheim, das sich gleich dort befand, einige Mädchen schreiend herausgelaufen. Und, wie soll ich es beschreiben, ihre Haare wehten nicht nach hinten, sondern standen nach oben und zu beiden Seiten ab. Es ist schwer zu erklären, doch die Haare standen ihnen buchstäblich in alle Richtungen ab, während sie von dem Gebäude wegrannten. In dem Wohnheim waren auch zwei Mädchen aus meiner Heimatstadt Ohmachi-cho in Kishima-gun als Mitglieder des Freiwilligenkorps untergebracht. Eine der beiden hatte am Oberschenkel einen etwa 10 Zentimeter langen Glasscherbenschnitt erlitten. Mit der offen in ihrer weißen Haut klaffenden Wunde kam sie auf mich zugerannt.
 
Ich wandte mich an eine etwa 40-jährige Frau, die neben mir stand, und gab ihr meinen Erste-Hilfe-Kasten mit der Bitte, die Wunde zu versorgen. In dem Moment kam ein Bekannter aus der Ohashi-Fabrik, dick mit Asche bedeckt, mit der Nachricht angerannt, dass das Hauptwerk völlig zerstört sei. Er bat mich um sofortige Hilfe. Dann rutschte er mit dem Rücken an eine Mauer gelehnt zu Boden. „Die Gebäude sind total kaputt“, berichtete er völlig außer Atem. Wir beschlossen, helfen zu gehen, und nahmen den Weg hinter dem Montagetunnel zur Ohashi-Fabrik. Die ersten, die uns begegneten, waren Schüler aus der 7. oder 8. Klasse.
 
Ihre Hemden waren zwar nicht sonderlich schlimm zerrissen, aber pechschwarz, wie mit Asche bedeckt. Schweigend kamen weitere Gruppen von Schülern in unsere Richtung gerannt. Ihre Köpfe sahen sehr eigenartig aus. Rot und kraus verbrannt ab hier, doch oben auf dem Kopf schwarz, als trügen sie schwarze Teller auf dem Kopf. Nur die untere Hälfte ihrer Köpfe war verbrannt, und ich fragte mich, wie in aller Welt das passiert sein konnte. Etwa 200 oder 300 Meter vom Hauptwerk entfernt trafen wir auf eine Gruppe von etwa 10 Frauen, die Arme so von sich gestreckt. Taumelnd versuchten sie vorwärtszukommen, gelangten jedoch kaum von der Stelle. Ihre Gesichter waren dick angeschwollen, die Augenlider geschwollen und herabhängend. Aus den Schlitzen unter den herabhängenden Lidern blickten sie uns mit schwachen Gesten um Hilfe heischend an. Zwischen den Gesten hörten wir sie klagen: „Ah, wie kalt, oh, so kalt.“
 
Da wir jedoch die Aufgabe hatten, beim Hauptwerk zu helfen, eilten wir dorthin. Der Fabrikdirektor war ein Ingenieuroberleutnant der Marine. Obwohl er leichenblass war und etwas schwankte, verhielt er sich eindeutig wie ein Offizier. Er setzte sich aufrecht auf einen Stuhl und befahl in knappen Worten, wie viele Leute zum Werk 1, wie viele zum Montagewerk geschickt werden sollten, und dass wir uns nicht um die Leichen kümmern, sondern nur die Verletzten auf die Straße vor der Fabrik schaffen sollten.Also trugen wir die Überlebenden mit Bahren auf die Straße. Die Straße war in der Mitte asphaltiert mit Rasenstreifen zu beiden Seiten. Dort legten wir die Verwundeten nebeneinander auf den Rasen.
 
【Spät in der Nacht nach Isahaya】
Die Marinesoldaten befahlen, alle Leute, die in den Montagetunnel geflüchtet waren, nach oben auf den Hügel zu bringen. Ich weiß nicht, wie viele ich nach oben brachte. Diejenigen, die sich noch fortbewegen konnten, krochen aus eigener Kraft nach oben. Als es dunkel wurde, befahl man uns, alle Verwundeten vom Hügel nach unten zu bringen, wo vor dem Montagetunnel ein Krankentransportzug halten sollte. Als wir nach oben gingen, bemerkten die Verletzten dies und riefen in der Dunkelheit: „Hier sind wir! Hier sind noch mehr!“ Als wir die Verletzten auf den Platz vor dem Montagetunnel brachten, rief aus der Dunkelheit eine Mädchenstimme nach mir „Herr Aoki!, Herr Aoki!“ Als ich nach ihrem Namen fragte, war es Fräulein Baba, die Tochter unseres neuen Vorarbeiters. Sie war beim Freiwilligenkorps und arbeitete im gleichen Werk wie ihr Vater. Während wir tagsüber arbeiteten, war sie in der Nachtschicht.
 
Als der Krankentransportzug kam, versuchte ich die Verletzte dort hinauf zu laden. Normalerweise ist der Einstieg vom Bahnsteig aus nicht zu hoch, aber da es keinen Bahnsteig gab, war es nicht einfach, das Mädchen dort herauf zu bekommen. Ich schätze, es war gegen 1 Uhr oder 2 Uhr nachts, als der Zug abfuhr. Normalerweise braucht man bis Isahaya keine halbe Stunde, doch als der Zug dort ankam, war es schon heller Tag. Es war vielleicht 8 oder 9 Uhr. Am Bahnhof warteten bereits die Leute von der dortigen Frauenverteidigungstruppe mit provisorischen Bahren aus hölzernen Fensterläden. Sie brachten die Verletzten zu einer Schulhalle oder dergleichen, und legten sie dort nebeneinander auf Reisstrohmatten.
 
Neben dem Mädchen, das ich hingebracht hatte, sah ich ein Kind, vielleicht ein Fünftklässler, dessen Schädel eine offene Wunde hatte, durch die man das Gehirn sehen konnte. Sein Bruder, der vielleicht in der 7. oder 8. Klasse sein mochte, saß dort bei ihm. Der verletzte Junge schrie immer wieder, der Bruder solle doch die Mutter, den Vater holen. Einige Leute beklagten sich, dass er Ruhe geben solle, weil sie nicht schlafen konnten, aber er ließ nicht davon ab, seinen Bruder um seine Eltern anzuflehen.
 
Kurz darauf schlief ich ebenfalls ein. Als ich wieder aufwachte, war der Junge tot. Das Mädchen, das ich hereingebracht hatte, bat mich, sie ein Stück aufzurichten, da sie überall fürchterliche Schmerzen habe. Als ich sie vorsichtig aufrichtete und ihren Arbeitskittel ausschüttelte, fielen dort eine Unmenge an Glassplittern heraus. Es schauderte mich bei der Vorstellung, dass sie auf diesen Glassplittern gelegen hatte.
 
【Aufs Land mit dem Mädchen aus meiner Heimat】
Nach einer Nacht dort kehrte ich zum Montagewerk zurück. Als ich dort ankam, teilte mir das Mädchen mit der Schnittwunde am Oberschenkel mit, dass sie im Zimmer von Fräulein Azuma deren verkohlte Leiche gefunden habe. Also gingen wir im Zimmer nachsehen und fanden dort unerklärlicherweise nur ihren verkohlten Oberkörper, aber keinen Unterkörper. Da sich das Mädchen sicher war, dass es Fräulein Azumas Zimmer war, hatten wir an ihrer Identität keinen Zweifel und ließen die Überreste einäschern. Wir brachten die Asche aufs Land zu Fräulein Azumas Eltern und erklärten ihnen, dass jeder Zweifel ausgeschlossen sei. Da begannen ihre Angehörigen zu weinen. Sie weinten so bitterlich, dass wir am liebsten im Boden versunken wären.
 
Sie sagten zu meiner Begleiterin mit der Schnittwunde am Oberschenkel: „Du hast Glück gehabt, solches Glück!“. Das klang zuerst noch tröstend. Doch mit der Zeit klangen ihre Worte eher anklagend, nicht nur für mich, sondern wahrscheinlich auch für das Mädchen. Sie drängte mich wiederholt zum Gehen, und so verließen wir das Elternhaus von Fräulein Azuma. Ich kehrte allein zur Fabrik zurück. Dort hörte ich inmitten der Brandruinen des Hauptwerks die Verkündung der Kapitulation durch den Kaiser, die ab 12 Uhr im Radio gesendet wurde. Als ich durch das Knistern und Rauschen Worte hörte wie „das Unerträgliche ertragen und das Unduldbare erduldet“, da wusste ich, dass wir den Krieg verloren hatten.
 
【Gesundheitszustand】
Damals pflegten wir draußen eine Schüssel mit Wasser aufzustellen, um uns das Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen. Wir begrüßten uns mit einem: „Guten Morgen! Keine Probleme hier?“, indem wir auf unsere Haare zeigten. Mit dieser Begrüßung wollten wir uns jeden Morgen versichern, dass keinem von uns das Haar ausfalle. Als ich mir eines Tages so das Gesicht wusch, bemerkte ich, dass das Wasser in der Schüssel schwärzlich aussah, und wunderte mich, dass ich so schmutzig war. Am nächsten Tag entdeckte ich beim Gesichtwaschen viele kleine Härchen auf dem Wasser schwimmen. Es waren meine Augenbrauen, die ausgefallen waren. Die Haare trug ich kurz rasiert, sodass mir nicht aufgefallen war, dass sie mir ausgingen. Mit dem Haarausfall begann auch der Durchfall.
 
Bis dahin war ich insgeheim froh gewesen, dass mir nichts passiert war, während die Anderen Wunden und Verbrennungen hatten. Jedoch hatte auch ich nun Haarausfall und Durchfall bekommen. Gegen Ende des Jahres begann mein Zahnfleisch zu bluten. Deshalb fuhr ich am Jahresende nach Hause und ließ mich untersuchen. Es hieß, dass meine Symptome ungewöhnlich seien, aber das Zahnfleischbluten auf eine Lungentuberkulose hindeuten könne. So gönnte ich mir eine Ruhepause. Doch ewig konnte ich nicht pausieren und suchte ich mir daher eine Arbeit in einem Kohlenbergwerk. In normalen Zeiten hätten sie mir wohl keine Arbeit gegeben. Die genaue Leukozytenanzahl weiß ich nicht, doch meine Blutwerte müssen extrem schlecht gewesen sein.
 
Es war die sogenannte „Bura-bura-Krankheit“. Obwohl das Bergwerk mir eine Chance gegeben hatte, fehlte ich häufig. Ich hatte auch keine Ersparnisse. Doch meine Glieder versteiften sich zusehends. Ich war so erstarrt, dass ich kaum mehr den Kopf beugen konnte, nicht mal so ein bisschen. Besonders wenn ich müde war. Schließlich wollte ich auch nichts mehr sprechen und wurde depressiv. Schließlich zog ich hierher, zuerst nach Funabashi. Dort fragte mich die Vereinigung der Atombombenüberlebenden, ob ich bei ihnen mitmachen wolle. Ihr Anführer hatte zu jener Zeit einige größere Probleme und bat mich um Mithilfe. Da auch meine Frau zur Mitarbeit bereit war, begann ich in der Organisation zu helfen.
 
【Wunsch nach Frieden】
Die Stadt Narashino, mein hiesiger Wohnort, hat sich als Erste in der Präfektur Chiba offiziell zum Frieden bekannt. Dieses Jahr ist das 30. Jubiläum. Ich habe in allen 7 Mittelschulen hier in Narashino als Zeitzeuge über meine Erlebnisse gesprochen. Auch in 4 Grundschulen, die mich als Sprecher eingeladen hatten. Auch wenn mich andere Organisationen ansprachen, ging ich dort als Zeitzeuge hin. Bei den ersten Malen kamen dabei viele Erinnerungen in mir hoch, etwa an die Einäscherung von Fräulein Baba, oder an das Mädchen aus meiner Heimat, das wir ohne Beine einäschern mussten. Wenn mir die Tränen kamen, musste ich um eine Pause bitten, um mir draußen auf der Toilette das Gesicht zu waschen, bevor ich weitersprechen konnte. Damals fiel es mir sehr schwer, als Zeitzeuge aktiv zu sein. Doch irgendwann gewöhnte ich mich daran und lernte zu sprechen, ohne dass mir die Tränen kamen. Mir war klar geworden, dass ich zuerst von den Schrecken nuklearer Waffen berichten musste, bevor ich etwas zum Frieden sagen konnte.
 
Nukleare Waffen töten mit der Zeit auch jene, die den Abwurf überlebt haben. So habe auch ich, obwohl der Tunnel mich schützte, unter Spätfolgen zu leiden. Die auf dem Bikini-Atoll getestete Wasserstoffbombe hatte eine tausendfach größere Zerstörungskraft als die Bomben von Hiroshima und Nagasaki. Und die von Russland, der damaligen Sowjetunion, entwickelten Wasserstoffbomben hatten sogar eine 3.600 - 3.800 mal größere Zerstörungskraft. Das bedeutet, dass ganz Japan durch ein paar Bomben beinahe völlig ausgelöscht werden könnte. Aus dem Gedanken heraus, dass so eine Bedrohung nicht existieren darf, lerne auch ich selbst immer noch dazu, während ich meine Friedens-aktivitäten fortführe.
 
Der Einsatz nuklearer Waffen muss um jeden Preis verhindert werden. Ihr Einsatz bedeutet Krieg, und Kriege müssen verhindert werden. Ein Einsatz nuklearer Waffen würde die Menschheit vernichten. Wenn Russland und Amerika sich gegenseitig bombardieren würden, wäre die Welt am Ende. Diese Gedanken geben mir die Kraft, weiterhin als Zeitzeuge aktiv zu sein.
 
Übersetzung:Monika Sugimoto
Übersetzungslektorat:YAMANE Hiroshi
Übersetzungskoordination:NET-GTAS (Network of Translators for the Globalization of the Testimonies of Atomic Bomb Survivors) 
 
 

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