BE Kiyun, damals 13 Jahre alt. Er befand sich zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs im Stadtviertel Minami, etwa zwei Kilometer vom Explosionszentrum entfernt. Durch die Verbrennung war sein Gesicht so angeschwollen, dass Augen und Mund verschlossen waren und er nicht einmal Wasser trinken konnte. Als sein Vater und sein älterer Bruder ihn von der Rettungsstation auf der Insel Ninoshima abholten, war er dem Tod nah.
Selbst im Sommer trägt er langärmlige Kleidung, um die Brandnarben zu verstecken, und er hat niemandem davon erzählt, dass er ein Atombomenopfer ist. Durch die Atombomben haben viele Menschen schweres Leid erfahren. Er betont, dass Atomwaffen auf keinen Fall eingesetzt werden dürfen.
【Leben vor dem Atombombenabwurf 】
Ich schloss die Kan-On-Grundschule ab, die sich im Stadtviertel Higashi-kan-on befand. Danach nahm ich an der Aufnahmeprüfung der Handelsschule der Präfektur Hiroshima teil und wurde bei einer Aufnahmequote von 17:1 angenommen. Zu dieser Zeit lebte ich bereits lange im Stadtviertel Nishi-kan-on. Damals waren wir eine achtköpfige Großfamilie: mein Vater, meine Mutter, meine ältere Schwester, mein älterer Bruder, meine jüngeren Brüder und ich. Mein Vater ging arbeiten. Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter zu Hause Ausrüstung für Kendō nähte. An der Ecke zur Hauptstraße im Stadtviertel Kan-on-hon gab es eine große Konservenfabrik. Dort arbeitete meine ältere Schwester. Mein älterer Bruder arbeitete in einer Druckerei, die Fahrkarten für den Bahnhof Hiroshima druckte, und besuchte die Abendschule für die mittlere Reife.
Ich erinnere mich, dass wir uns nie satt gegessen haben. Damals erging es wahrscheinlich jedem so. Schließlich herrschte Krieg. Unter anderem reinigte ich auch Waffen in einem Lagerhaus der Armee. Aber ich weiß noch, dass meine Hauptarbeit darin bestand, im Hafenviertel Ujina Zucker und andere Fracht von Schiffen abzuladen. Damals konnte kaum ein Schüler ausreichend lernen.
【6. August 1945】
Ich war wie üblich über die Kan-on-Brücke zur Schule gegangen. Nachdem der Fliegeralarm aufgehoben wurde, versammelten sich alle auf dem Sportplatz. In diesem Moment kam ein B29-Bomber angeflogen. Er zog weiße Rauchschwaden hinter sich her. Während die Schüler alle „Oh, ein B29!“ oder „Da ist ein B29!“ riefen und nach oben sahen, fiel eine tiefrote Kugel etwa dieser Größe aus dem Flugzeug. Tiefrot war sie! Wie ein lichtloser, tiefroter Ball sah sie aus.
Sie wurde zusehends größer und dann: ein greller Blitz! Das war alles, was ich sah. Als ich wieder zu Bewusstsein kam, war die Welt so schwarz wie die Nacht, den Asche und allerlei Trümmerteilchen waren aufgewirbelt worden. Als sich diese legten und es heller wurde, saß ich unter dem Podest für den Morgenappell. Ob ich dorthin geflohen oder geschleudert worden war, weiß ich nicht. Ich befühlte meinen schmerzenden Hinterkopf. Er war weich wie Tofu. Als ich mein Gesicht abtastete, war es angeschwollen. Weil meine Augen zu diesem Zeitpunkt nur leicht geschwollen waren, konnte ich noch sehen.
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, waren sie wohl von der Druckwelle weggeschleudert worden. Ich weiß nicht genau, was damals passierte. Aus heutiger Sicht war es mein verzweifelter Überlebenswille, der mich auf die Hauptstraße trieb. Ich weiß nicht, wer es war, aber ich erinnere mich daran, dass mich jemand an die Hand nahm. Ob es ein Schüler, ein Mann oder eine Frau war, weiß ich nicht. Ich glaube, dass diese Person mich nach Ujina mitnahm. Auf dem Weg dorthin waren mein Gesicht weiter an- und meine Augen zugeschwollen, weshalb ich nicht gesehen habe, wie es in Ujina aussah.
Viele Leute schienen dorthin gekommen zu sein. Es gab dort viele wie mich, die dem Lichtblitz ausgesetzt gewesen waren, und auch etliche, bei denen sich wie bei mir die Haut ablöste. Mitglieder des Frauenverbandes gaben uns Reisbällchen, aber da mein Gesicht angeschwollen war und mein Mund verschlossen, konnte ich die Reisbällchen nicht essen. Ich weiß nicht mehr, wie ich danach von Ujina nach Ninoshima kam, ob mit dem Boot oder auf eine andere Weise.
【Die Situation in Ninoshima】
In Ninoshima lag ich in einer Art großem Lagerhaus, ich weiß nicht mehr, ob auf Brettern oder auf Strohmatten. Dort blieb ich, bis mir mein Vater und mein älterer Bruder zu Hilfe kamen. Ich konnte mich auch nicht bewegen. Zu der Zeit herrschte ein unerträglicher Gestank. Laute Hilfeschreie wie „Rettet mich!“ und stöhnende Stimmen waren zu hören. Es war mehr als nur grausam … mir fehlen die Worte, um diese Situation zu beschreiben. Da mein Mund verschlossen und mein Gesicht angeschwollen war, habe ich weder gegessen noch getrunken. Selbst wenn mir jemand Wasser gab, konnte ich es nicht trinken.
Als ich von meinem Vater gerettet wurde, konnte ich keine Gerüche oder Schmerzen mehr wahrnehmen. Ich glaube, ich war dem Tod nahe. Ich hatte nicht gedacht, dass mein Vater und mein älterer Bruder zu meiner Rettung kommen würden. Mein japanischer Name ist übrigens Motoji HOSHIYAMA. Aus der Ferne hörte ich eine Stimme „Motoji!“ rufen. Ich weiß nicht mehr, ob ich eine Antwort oder ein Handzeichen gab, aber ich wurde gerettet.
Als wir auf einem kleinen Boot das Meer überquerten, flog ein Grumman-Kampfflugzeug über uns hinweg und ich erinnere mich daran, dass es dabei etwas abwarf und das Boot daraufhin schwankte. Ich weiß noch, dass ich danach auf einem Karren bis zum Stadtviertel Ushita gelangt bin. Wenn ich mich nicht irre, war es einer dieser großen, zweirädrigen Lastkarren, die es damals in Japan gab. Danach verlor ich das Bewusstsein. Ich glaube, zwei, drei Tage später erlangte ich es wieder.
【Krankenpflege durch die Familie】
Ich erinnere mich, dass ich am 15. August, am Tag des Kriegsendes, etwas von der Kapitulationsrede Seiner Majestät des Kaisers im Radio mitbekam. Da ich die meiste Zeit schlief, weiß ich nicht genau, was um mich herum geschah. Natürlich ist bestimmt aber viel passiert. Wegen mir hatten es auch meine Geschwister schwer. Da es damals keine Medikamente gab, brachten sie Kräuter, zerdrückten sie mit einem Stein, pressten den Saft heraus und rieben meinen Körper damit ein. Das war alles, was wir an Medizin hatten. Ich erinnere mich daran, dass die Kräuter nach und nach zur Neige gingen und meine Geschwister an immer entfernteren Orten suchten. So sehr haben sie sich für mich angestrengt. Es gab kein Krankenhaus. Die in der Stadt waren ja alle zerstört worden. Die nötigen Kraftreserven, um in ein Krankenhaus zu gehen, hätte ich auch gar nicht gehabt.
【Rückkehr nach Korea】
Im Dezember kehrten wir nach Korea zurück. Wir fuhren auf einem kleinen Fischerboot zunächst nach Shimonoseki, was etwa 24 Stunden dauerte. Eine große Menschenmenge hatte sich in Shimonoseki versammelt. Um mit dem Schiff zurück nach Korea zu fahren, mussten wir warten, bis wir dran waren. Es gab einen Hafen namens Senzaki. Dort haben wir zwei, drei Wochen gewartet, glaube ich. Da es ein kleiner Hafen war, konnten die amerikanischen Lazarettschiffe nicht hineinfahren. Sie hielten weit entfernt auf hoher See, und wir fuhren mit einem kleinen Boot bis dorthin. Anschließend kehrten wir nach Busan zurück.
【Das Leben in Korea】
Auch nachdem wir nach Korea zurückgekehrt waren, hatten wir es schwer, weil meine Brandwunden heilen mussten. Meine Geschwister beherrschten nur Japanisch und konnten kein einziges Wort Koreanisch sprechen. Es fiel ihnen schwer, die Landessprache zu lernen. Eine Schule in Korea haben sie nie besucht. Ich glaube, wir konnten es uns auch aus finanziellen Gründen nicht leisten. Weil wir eine Großfamilie waren, haben wir Mais, ohne ihn zu schälen, gekocht und gegessen. Das war unser Essen.
Bis die Verbrennungen gänzlich verheilt waren, dauerte es vier bis fünf Jahre. Auch wenn ich sage, dass ich zu Hause behandelt wurde, trugen wir eigentlich nur Merbromin auf. Wenn wir es einmal nicht auftrugen, kamen Maden aus den Wunden heraus. Merbromin war die einzige medizinische Behandlung. Damals waren in Korea Unterhemden mit hohem Kragen und langen Ärmeln in Mode. Zum Glück konnte ich auch im Sommer bei der Arbeit diese weißen Unterhemden tragen. Anstelle eines Gemeinschaftbads besuchte ich eines, in dem ich allein baden konnte. Obwohl es etwas teurer war, ging ich ohne Ausnahme dorthin.
Wenn ich viel Stress hatte oder mich übernahm, stieg mir der üble Geruch aus der Zeit von Ninoshima wieder in die Nase. Jetzt passiert das nicht mehr, aber damals hatte ich immer, wenn ich mich schlapp fühlte, oder wenn ich mich erkältete, diesen üblen Geruch in der Nase. So ging es mir Jahrzehnte lang. Weil man im Sommer leichte Kleidung trägt, kann ich ihn nicht ausstehen. In dieser Jahreszeit habe ich wirklich viel Stress.
Nachdem der Koreakrieg vorüber war, heiratete ich. Davor sagte ich, dass ich ein Atombombenopfer bin. Wir haben drei Kinder: zwei Söhne und eine Tochter. Zum Glück hatte die Atombombe keine Auswirkungen auf meine Kinder. Was für ein Segen!
【Auswirkungen des Atombombenabwurfs】
Auch heute kämpfe ich mit vielen Krankheiten. Ich habe Bluthochdruck, Diabetes, Kreislaufstörungen, neuralgische Schmerzen und auch einige Symptome der Infarzierung. Jedenfalls nehme ich sehr viele Medikamente ein. Als ich jung war, habe ich fleißig für meinen Lebensunterhalt gearbeitet, aber seitdem ich die 70 überschritten habe, bin ich auf die Hilfe Japans angewiesen. In Hiroshima bin ich jetzt zum dritten Mal. Unter anderem war ich auch in Krankenhäusern in Osaka und Nagasaki. Mit zunehmendem Alter bleibt mir nichts anderes übrig, als die Hilfe Japans anzunehmen. Vielen anderen koreanischen Atombombenopfern geht es genauso.
Würde ich sagen, dass ich ein Atombombenopfer bin, hätte das Einfluss auf die Ehe meiner Kinder. Obwohl es heute auch in Korea nicht mehr ganz so problematisch ist, habe ich bisher niemandem erzählt, dass ich ein Atombombenopfer bin. Es sind einige Jahrzehnte vergangen. Daher sind meine Brandwunden inzwischen sauber verheilt. Früher waren sie pechschwarz. Inzwischen sind sie etwas heller geworden, aber als ich jung war, sahen sie sehr hässlich aus.
Ich lernte und arbeitete auch in einer Reifenfabrik. Darüber hinaus übte ich noch weitere Tätigkeiten aus. Ich qualifizierte mich auch, um als Schiffsbauer zu arbeiten. Außerdem wurde ich Techniker für Drucklufthämmer im Kohlebergwerk. So verdiente ich Geld durch verschiedene Arbeiten und kaufte ein Stück Land in der nördlichen Provinz Chungcheonbuk, in einem Ort namens Keisen, wo ich anfing, Landwirtschaft zu betreiben.
【Was ich mitteilen möchte】
Durch die Atombombe litt ich mein Leben lang enorme Qualen. Aber ich bin nicht der Einzige. Die ausländischen und die japanischen Atombombenopfer, sie alle haben genau wie ich ihr ganzes Leben stark gelitten. Nirgendwo auf der ganzen Welt darf es jemals zu einem Nuklearkrieg kommen. Ich glaube, dass das Leid in einem konventionellen Krieg nicht mit dem von Atombombenopfern im Nuklearkrieg vergleichbar ist. Wir sollten uns gemeinsam und mit aller Kraft dafür einsetzen, dass es zu keinem Nuklearkrieg kommt.
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